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Das innere Leuchten

Leben mit Demenz

Dem angstbesetzten Thema Demenz setzt der Dokumentarfilm ein unaufgeregtes Porträt des Alltags in einem Pflegeheim entgegen.

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„Jetzt kommt was ganz Besonderes“, kündigt Manfred Volz zu Beginn von DAS INNERE LEUCHTEN an. Dann erfüllt wieder sein Vor-sich-hin-Summen, über eindrückliche Naturaufnahmen gelegt, den Raum. Tatsächlich ist Stefan Sick (Regie und Kamera) ein besonderer Film gelungen – ein nachdenklicher, bisweilen poetischer Dokumentarfilm, der Sichtbarkeit für Menschen mit Demenz erzeugt und dafür, wie sie mit ihrer Umwelt interagieren. In klaren, aufgeräumten Einstellungen folgt die Kamera dem Heimbewohner Manfred Volz durch seinen Alltag in der Betreuungseinrichtung Gradmann in Baden-Württemberg. Langsam, aber stetig gewährt sie einen Einblick in die Persönlichkeit des sensiblen, fürsorglichen Manfred und seiner Mitbewohner*innen. Demenz ist ein derart angstbesetztes Thema, dass es wohltut, einen Film zu sehen, der nicht die Extreme, sondern die Normalität in den Fokus rückt. Das Gradmann-Haus scheint eine ideale Umgebung zu sein: Hier herrscht eine friedvolle, gewaltlose Atmosphäre; die Betreuer*innen haben Zeit, kümmern sich rührend um die Bewohner*innen, und jene sich umeinander. Von Altersarmut und Pflegenotstand ist man weit entfernt. In diesem Sinne ist DAS INNERE LEUCHTEN ein Feelgood-Film – aber wohl der härteste, den man sich vorstellen kann. Im Zentrum steht der Umgang der alten Menschen mit dem eigenen alten Körper – manchmal sehr zärtlich, manchmal ein unerbittlicher Kampf, der zumindest in diesem Film schließlich doch glückt. Diese Momente lassen spüren, wie anstrengend es ist, am Leben zu sein, und warum man die Anstrengung trotzdem immer wieder auf sich nimmt. Der Dokumentarfilm beeindruckt in seiner deutlichen Bildsprache, seiner Stille und gleichzeitigen Musikalität, die uns Manfreds „inneres Leuchten“ am eigenen Körper nachempfinden lassen.

Eva Szulkowski

Details

Deutschland 2019, 95 min
Sprache: Deutsch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Stefan Sick
Drehbuch: Stefan Sick
Kamera: Stefan Sick
Verleih: Ama Film
FSK: 6
Kinostart: 19.09.2019

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