Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Das Haus am Meer

Die alten Pfade wachsen zu

Als der Vater einen Herzinfarkt erleidet, treffen sich die drei erwachsenen Kinder Angèle, Joseph und Armand in seinem Haus am Meer, um zu beraten, was sie nun tun sollen.

Mehr

Als der Vater einen Herzinfarkt erleidet, treffen sich die drei erwachsenen Kinder Angèle (Ariane Ascaride), Joseph (Jean-Pierre Darroussin) und Armand (Gérard Meylan) in seinem Haus am Meer, einer kleinen zweistöckigen Villa mit Blick über eine kleine Bucht in der Nähe von Marseille, um zu beraten, was sie tun sollen. Der Vater braucht nun rund um die Uhr Pflege. Aber mehr noch als die Zukunft ist die Vergangenheit Thema der Geschwister, denn hier, an diesem kleinen Flecken Traumküste, eingeklemmt zwischen Bahnstrecke und Meer, ist vor mehr als 20 Jahren ein schreckliches Unglück passiert, das die Familie gespalten hat. „Warum bist du hier?“ begrüßt Armand, der am Ort geblieben ist und das Restaurant des Vaters weiterführt, die Schwester, die über Jahre jeden Kontakt abgebrochen hat. Joseph ist mit seiner viel jüngeren Freundin Bérangère (Anaïs Demoustier) angereist, die seinen Zynismus langsam ermüdend findet. Die vier reden und warten und essen, plaudern mit den Nachbarn, gehen joggen, essen wieder. Zeit verstreicht. In vielen Gesprächen geht es darum, wie sich die Zeiten geändert haben. Einmal sagt Armand: „Die alten Wege wachsen nach und nach zu. Man muss dafür sorgen, dass sie frei bleiben.“ Er spricht von den Trampelpfaden durchs Gestrüpp, aber Regisseur Robert Guédiguian, mittlerweile 68, meint mehr. In seinem Film, der fast wie ein Kammerspiel immer am Ort verbleibt, verhandelt er Klassenkampf und Gentrifizierung, Entsolidarisierung der Gesellschaft und Rassismus, und findet sogar noch einen Weg, gestrandete Flüchtlingskinder einzuflechten. Der Plot rumpelt gelegentlich gewaltig, und während die Männer mit dem Leben hadern, finden die Frauen die Liebe. Aber schön ist der ruhige Erzählfluss, der Alltag aus Reden, der Arbeit nachgehen, Essen, dem Meer lauschen, die Welt beobachten.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: La Villa
Frankreich 2018, 107 min
Sprache: Französisch
Genre: Drama
Regie: Robert Guédiguian
Drehbuch: Serge Valletti, Robert Guédiguian
Kamera: Pierre Milon
Verleih: Film Kino Text
Darsteller: Ariane Ascaride, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Meylan, Anaïs Demoustier, Robinson Stévenin
FSK: 6
Kinostart: 21.03.2019

Website
IMDB

Vorführungen

Filter
Multiplexe anzeigen

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.