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Das ewige Leben

Brenner reitet wieder

Das bewährte Team von KOMM, SÜßER TOD, SILENTIUM und KNOCHENMANN hat wieder zugeschlagen. Der Brenner, noch ein Stück näher am Abgrund als sonst schon, zieht notgedrungen weil ohne festen Wohnsitz zurück nach Puntigam, Graz, ins Haus seiner Kindheit, an den Ort seiner Polizeiausbildung und löst damit einen wahren Erdrutsch an Vergangenheitsbewältigung aus.

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Das bewährte Team von KOMM, SÜßER TOD, SILENTIUM und KNOCHENMANN hat wieder zugeschlagen – und es ist kein Thriller, kein Horrorfilm, keine Krimikomödie, es ist ein Cop-Film geworden. Der Brenner, noch ein Stück näher am Abgrund als sonst schon, zieht notgedrungen - weil ohne festen Wohnsitz - zurück nach Puntigam, Graz, ins Haus seiner Kindheit, an den Ort seiner Polizeiausbildung. Prompt löst er einen wahren Erdrutsch an Vergangenheitsbewältigung aus, und zwar einen blutigen. Wer jeweils geschossen hat, ist dem Zuschauer im Gegensatz zu den Betroffenen durchgehend klar. Was fehlt, sind die Motive der Verbrechen. Und da dem Brenner vorübergehend auch so manche Erinnerung absentiert, ich sage nur: Kopfschuß, besteht das eigentliche Puzzle dieses Krimis aus dem Existentiellen zwischen den Charakteren. Die Beziehungen im EWIGEN LEBEN sind so komplex verwoben, dass Todesfurcht auf unerkannte Freundschaftssehnsucht treffen kann. Jede Begegnung wird zu einer Gratwanderung zwischen Vertrauen und Verrat. Dieselbe Person vermag in kurzer Folge tiefes Mitgefühl und kalte Abscheu zu erregen. Nicht leicht, sich da ein klares Bild zu verschaffen. Im bislang persönlichsten Brennerfilm ist nichts und niemand ganz korrekt, der Humor in Konsequenz vertraut rabenschwarz, zum oberflächlichen Anstand wird auf Abstand gegangen. Erreichtes Lebensziel des verkrachten Ex-Detektivs: nicht so geworden wie der Herr Polizeichef. Als die Polizei den Brenner einmal besoffen ohne Helm vom Motorroller mit handgeschriebenem Nummernschild pflückt, erklärt der Held in leutselig-verachtungsvoller Manier: „Pannendreieck hab ich auch keins dabei.“ Macht nichts, kein Warnsignal könnte vor dem sich hier entfaltenden Kaskadeneffekt schützen.

Anna Stemmler

Details

Österreich 2015, 121 min
Genre: Komödie, Thriller
Regie: Wolfgang Murnberger
Drehbuch: Wolfgang Murnberger, Wolf Haas, Josef Hader
Kamera: Peter von Haller
Schnitt: Evi Romen
Verleih: Majestic Filmverleih
Darsteller: Roland Düringer, Josef Hader, Nora von Waldstätten, Christopher Schärf, Tobias Moretti
FSK: 12
Kinostart: 19.03.2015

Website
IMDB

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