
Neue Notiz
Dann gehste eben nach Parchim – Von der Leidenschaft des jungen Theaters
Kleines Theaterwunder
Das Theater in Parchim ist ein kleines Haus. Keine zwei Dutzend sind es, wenn zur ersten Leseprobe die ganze Mannschaft zusammenkommt, inklusive Schneiderei, Maske, Sekretärin. Zwei junge Frauen aus Hamburg sind neu im Ensemble.
Die Kreisstadt Parchim, 18 000 Einwohner, ist bisher zu Kinoehren gekommen in einer Doku über den irrwitzigen Plan eines Herrn Pang aus der nordchinesischen Provinz Henan, den maroden Flughafen Parchim zu einem globalen Drehkreuz des Welthandels auszubauen. Ein Höhenflug, der in der Pleite enden musste. Marode wie der Flughafen war auch das Theater in Parchim – aber marode nur, was das Gebäude betrifft, nicht die Menschen, die dort arbeiten. Dass der aufsässige Leander Haußmann, in den mecklenburgischen GuLag verbannt, hier sein Debut als Regisseur gab, ist ein kleines Ruhmesblatt in der Geschichte dieser Bühne. Es ist ein kleines Haus. Keine zwei Dutzend sind es, wenn zur ersten Leseprobe die ganze Mannschaft zusammenkommt, inklusive Schneiderei, Maske, Sekretärin ... Zwei sind neu im Ensemble, zwei junge Frauen aus Hamburg, die hier ihr Glück machen. In seiner liebevollen Studie DANN GEHSTE EBEN NACH PARCHIM begleitet Dieter Schumann die beiden, erzählt von ihren Träumen, ihren Selbstzweifeln, zeigt sie etwas zu ausgiebig bei den Proben. Pech nur, dass Covid dann das ganze Theater lahmlegt, die Stücke in der Versenkung verschwinden und der Regisseur Arikia und Gesa irgendwie aus dem Blick verliert. Es übernimmt Björn - Schlagzeuger, Requisiteur und enthusiastischer Cicerone durch die Fachwerk- und Backsteingotikidylle der Stadt hinein in eine goldene Zukunft. Denn in Parchim geschieht ein Wunder, wird ein Theater nicht platt gemacht, sondern haben Land, Kreis, Stadt und EU Millionen in das neue Kulturzentrum in einer ehemaligen Kornmühle investiert, wo auch das Junge Theater Parchim eine angemessene Heimat findet. Im Mai 23 war die Einweihung, die hoffen lässt, auch für die kleinen Theater anderswo in der Provinz, die den Grund bilden für die schöne Vielfalt des deutschen Theaters.
Originaltitel: Dann gehste eben nach Parchim
Deutschland 2024, 94 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Dieter Schumann
Drehbuch: Dieter Schumann
Kamera: Michael Kockot
Schnitt: Philipp Schindler
Verleih: Real Fiction
Kinostart: 31.10.2024
Website
IMDB
Vorführungen
ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.