Eine „Villa Kunterbunt“ für spätpubertäre Teenager in einer unsanierten Altbauwohnung in Berlin – das ist die betreute Wohngruppe der vier Heldinnen von DANKE FÜR NICHTS. Mit dem windigen Sozialarbeiter Ballack (Jan Bülow) haben sie einen Deal: Leben und leben lassen. Aber als Katharina (Lea Drinda) das mit dem Leben lieber lassen will, gerät alles aus den Fugen. Nun müssen sie und ihre Mitbewohnerinnen Malou (Zoe Stein), Vicky (Sonja Weißer) und Ricky (Safinaz Sattar), die sich als „große WG-Schwester“ um alle kümmert, darum kämpfen, sich ihre Insel der Freiheit noch eine Weile länger zu bewahren, ehe das Erwachsensein sie einholt.
Stella Maria Markerts erster Langspielfilm als Autorin und Regisseurin ist eindeutig ein Berlin-Film. Dazu gehören schrullige Charaktere, wüste Partys und jede Mente ungewöhnliche Situationen, die höchstens im Berlin-Kontext annähernd plausibel erscheinen. RICHY GUITAR (Regie: Michael Laux), der Die-Ärzte-Spielfilm von 1984, könnte einem dabei in den Sinn kommen, nicht nur, weil eine Figur Bela heißt, sondern wegen der Punk-Attitüde und des auffällig guten Soundtracks mit Songs von Rio Reiser, Stereo Total oder der Underground-Ikone Michelle Gurevich. Aber auch mit Spike Lees SHE’S GOTTA HAVE IT (1986), der anhand seiner exzentrischen Figuren ein Porträt Brooklyns zeichnet, hat DANKE FÜR NICHTS einiges gemeinsam. Überhaupt ist Markerts Debüt ein sehr „filmischer Film“, der mit viel Selbstbewusstsein seinen Platz in der Kinolandschaft einnimmt.
Vom starken Casting über eine fantasievolle Kulisse bis hin zur knalligen Farb- und Bildgestaltung ist der Film entgegen seiner chaotischen Vibes stringent durchgeplant. Starker Tobak sind die Themen rund um elterliche Vernachlässigung, psychische Probleme und andere harte Lebensrealitäten, verpackt in ein bonbonbuntes, bissiges Abenteuer-Spektakel.

Eva Szulkowski