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Dahomey

Postkoloniale Debatte

26 von den Kolonialmächten geraubte Kunstschätze des Königreichs Dahomey kehren aus Paris in das heutige Benin zurück. Dort diskutieren junge Akademiker*innen, was mit dem Erbe geschehen soll.

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Mati Diops DAHOMEY gewann den Goldenen Bären bei der diesjährigen Berlinale. DAHOMEY ist ein Essay-Dokumentarfilm über geraubte Kulturgüter aus Benin, die von Frankreich an die Republik Benin zurückgegeben werden, unterem anderem ein Königsthron aus Abomey, der Haupstadt des Königreichs Dahomey, und drei große Statuen von Gottheiten der Vodun-Religion. In Benin ist extra ein Museum für die Statuen errichtet worden. Präsident Patrice Talon feiert die Restitution als politischen Erfolg.
In der Dunkelheit lässt Diop eine der Gottheiten selbst sprechen, über eine Reise von einer Fremdheit in eine andere, in ein Land, das nicht mehr das alte Königreich Dahomey ist. Die Kamera zeigt technische Details der Verpackung und des Transports der Statuen. Den Kern des Films machen Beobachtungen am Rande des Staatsakts, der die Restituierung der Kunstwerke begleitet, und eine Diskussion unter jungen beninischen Akademiker*innen aus. Die Positionen gehen weit auseinander. Ist die Restitution ein Erfolg der Regierung, oder bräuchte es energischere Maßnahmen oder eine Revolution, um die ehemaligen Kolonialmächte zur Rückgabe aller Raubgüter zu bewegen? Wirken die Kunstschätze identitätsstiftend, und wenn ja, für wen? Wie sollen Schulkinder etwas über ihre Geschichte lernen, wenn sie sich kaum die Reise ins Museum in Porto Novo leisten können? Sollten die Statuen überhaupt in ein Museum oder nicht eher wieder ihrer kultischen Verwendung zugeführt werden? 95 Prozent der Beniner*innen praktizieren nach dem Kirchenbesuch Vodun, sagt ein junger Mann. Eine junge Frau sagt, sie wolle die Statuen nur als Kunst wahrnehmen. Vor der religiösen Bedeutung hätte sie Angst. Was alle Diskutierenden eint, ist die Hoffnung, die Werke könnten einen Sinn für die Geschichte Benins und Dahomeys vermitteln, und einen Stolz auf diese Geschichte. Dass das Königreich Dahomey eine Sklavenhalter*innengesellschaft war, kommt in Diops Film vor, in der Debatte zwischen den Studierenden stehen zunächst andere Fragen auf der Agenda.

Tom Dorow

Details

Frankreich/Senegal/Benin 2024, 67 min
Sprache: Französisch, Englisch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Mati Diop
Drehbuch: Mati Diop
Kamera: Josephine Drouin Viallard
Schnitt: Gabriel Gonzalez
Musik: Wally Badarou, Dean Blunt
Verleih: Mubi
Kinostart: 24.10.2024

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