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Da kommt noch was

Liebe mit Machtgefälle

Während Helga mit einem gebrochenen Fuß zuhause sitzt, verliebt sie sich in Ryszard, die Ferienvertretung für ihre Putzkraft. Doch die ungleiche Machtverteilung steht dem Paar ebenso im Weg wie das rassistische, kleinkarierte Menschenbild in Helgas Freundeskreis.

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Helga (Ulrike Willenbacher) ist gefallen: Mit gebrochenem Knöchel bleibt sie buchstäblich in ihrem Haus stecken, das sie bis vor zwei Jahren mit ihrem Mann bewohnt hat, ehe der sie für eine andere sitzen ließ. In seinen ersten Minuten zeigt DA KOMMT NOCH WAS eindrücklich den stillen Schrecken der Situation: Die ledige, nicht mehr ganz so junge Frau, die sich aus eigener Kraft nicht aus einer Notlage befreien kann. Dass Alleinsein bitter, aber Zweisamkeit um jeden Preis nicht die Lösung sein kann, erzählt Autorin und Regisseurin Mareille Klein in ihrer unterhaltsamen, mit Bedacht inszenierten romantischen Komödie.

Auch nach dem Fußbruch droht Helga, einsam zu bleiben. Zum Glück ist Ryszard (Zbigniew Zamachowski) da, die Ferienvertretung für Helgas Putzkraft. Trotz einer Sprachbarriere freunden sich die beiden an – und verlieben sich. Doch die ungleiche Machtverteilung steht ihnen ebenso im Weg wie das rassistische, kleinkarierte Menschenbild in Helgas Freundeskreis. Genüsslich wird das mittelständische deutsche Spießerleben mit Haus, Garten, Auto und Zweierbeziehung veralbert. Wie die Deutschen Ryszard betrachten, wird vielen Ausländern in Deutschland bekannt vorkommen: Seine Arbeitskraft wird geschätzt; als Mensch dagegen ist er bestenfalls ein Kuriosum, sicher aber kein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. Entsprechend geht es auch weniger um Ryszard selbst als darum, was er für die deutschen Figuren repräsentiert. Zugleich verleiht Zamachowski dem Charakter mit seinem pointierten Spiel viel Tiefe und bahnt sich zielstrebig seinen Weg ins Zuschauer*innen-Herz. Als Helga zusehends ihre eigenen Minderwertigkeitskomplexe auf ihn überträgt, droht die Beziehung zu zerbrechen – wenn sie sie retten will, muss sie dazulernen und gegen den internalisierten Rassismus und Klassismus ankämpfen.

Eva Szulkowski

Details

Deutschland/Schweiz 2021, 98 min
Genre: Tragikomödie
Regie: Mareille Klein
Drehbuch: Mareille Klein
Kamera: Patrick Orth
Schnitt: Mechthild Barth
Verleih: Weltkino
Darsteller: Ulrike Willenbacher, Zbigniew Zamachowski, Imogen Kogge, Franziska Machens, Ueli Jäggi
Kinostart: 29.09.2022

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