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Coppelia (2021)

Ein echter Ballettfilm

Ein echter Ballettfilm: hier wird nur getanzt, nicht gesprochen. In der modernen Version eines Balletts von 1870 nach E.T.A. Hoffmanns tanzt das Niederländische Staatsballett in gemalten Kulissen und mit digitalen Animationen.

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Während Tanzfilme und Musicals im Kino seit der Einführung des Tonfilms eine lange Tradition haben, sind reine Ballettfilme eher selten. In COPPELIA, einer deutsch-belgisch-niederländischen Koproduktion, wird tatsächlich ausschließlich getanzt und nicht geredet. Die Vorlage ist ein Ballett von Léo Delilbes von 1870, das wiederum Motive von E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ aufgreift. Das Mädchen Swan (Michaela DePrince) arbeitet in einer Saftbar auf dem Marktplatz und liebt den Fahrradhändler Franz (Daniel Camargo). Als der geheimnisvolle Dr. Coppelius in der Stadt auftaucht und den Bewohner*innen ewige Schönheit und Jugend verspricht, ist Swan misstrauisch. Die Dorfbewohner und auch Franz sind aber so betört von der Schönheit von Coppelia, einer Roboter-Frau, die Dr. Coppelius erschaffen hat, dass sie sich nacheinander in das Labor locken lassen, in dem Coppelius ihnen die Seele aussaugt, um Coppelia zu wirklichem Leben zu verhelfen. Die Menschen, die Coppelius „behandelt“ hat, sehen aus wie zuvor, aber im Spiegel sehen sie sich in einer jüngeren und „verbesserten“ Version. Swan muss ihren Franz aus den Fängen des Dr. Coppelius befreien und den Betrüger entlarven. Die Hauptrolle tanzt Michaela DePrince, die 2011 eine der jungen Tänzerinnen im Dokumentarfilm FIRST STEPS war. Über das Leben der in Sierra Leone zunächst als Waisenkind aufgewachsenen Tänzerin, die wegen ihrer Vitiligo, der Entfärbung einzelner Hautpartien, misshandelt wurde, produziert Madonna gerade einen eigenen Film. Hier tanzt sie mit dem Ensemble in gemalten Kulissen, die durch Computeranimationen ergänzt wurden: Die Kreationen von Coppelius sind alle digitale Roboter, auch die Spiegelbilder der Stadtbewohner. Das Ballett ist eine kleine Parabel auf falsche Schönheitsideale und vor allem etwas für Familien, in denen es kleine Ballett-Fans gibt.

Hannes Stein

Details

Originaltitel: Coppelia
Niederlande/Belgien/Deutschland 2021, 82 min
Genre: Tanzfilm, Animation
Regie: Steven de Beul, Ben Tesseur, Jeff Tudor
Drehbuch: Jeff Tudor, Steven De Beul, Ben Tesseur
Kamera: Tristan Oliver
Schnitt: Michiel Reichwein
Musik: Maurizio Malagnini
Verleih: Square One
Darsteller: Michaela DePrince, Daniel Camargo, Vito Mazzeo
FSK: oA
Kinostart: 03.03.2022

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