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Code der Angst

Homophobie in Kamerun

Die Nachrichten über den 2013 in Kamerun ermordeten Journalisten und LGBTQ-Aktivist Eric Lembembe brachten den in Deutschland lebenden Dokumentarfilmer Appolain Siewe dazu, sich mit der Homophobie in seinem Heimatland auseinander zu setzen.

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Appolain Siewe verließ in den 1990er Jahren Kamerun. Die Nachrichten über den 2013 ermordeten Journalisten und LGBTQ-Aktivisten Eric Lembembe lösten für den Dokumentarfilmer eine neue Auseinandersetzung mit der Menschenrechtslage in seinem Herkunftsland aus. Lembembes grausamer Tod steht exemplarisch für die Verfolgung der queeren Community in Kamerun, wo Homosexualität nicht nur ein gesellschaftliches Tabu ist, sondern auch strafrechtliche Verfolgung nach sich ziehen kann. Obwohl Siewe selbst nicht schwul sei, habe das Leben in Europa eine Prägung hinterlassen, die eine neue Perspektive für ihn eröffnete, sagt er zu Beginn, nicht zuletzt, weil er sich als Schwarzer in Deutschland mit Diskriminierung auskenne. Diese Selbstreflektionen ziehen sich durch den Film, der dann auch mit einer Rückkehr voller Spannungen beginnt. Bei seiner Ankunft in Kamerun stößt Siewe mit dem Thema auf die Ablehnung alter Freunde und der eigenen Familie. „Du wurdest fortgeschickt, um etwas Anständiges zu lernen“, wirft ihm ein Onkel vor „und kommst mit idiotischen Ideen zurück.“ Sein Vater entzieht sich einem Treffen ganz.

In CODE OF FEAR spricht Siewe vor allem mit Aktivist*innen wie Alice Nkom und Lambert Mark Lama, die von Alltag, Übergriffen und Resilienz erzählen, und mit Wissenschaftler*innen wie Basile Ndjio oder Fabien Eboussi Boulaga, die ein Schlaglicht auf die Wurzeln der Homophobie in Kamerun werfen. Sie beleuchten die tiefen Narben der Kolonialgeschichte Kameruns, die auch mit der Kolonialmacht Deutschland verbunden ist. Der Kolonialismus brachte nicht nur Gewalt und Ausbeutung, sondern auch das Christentum und homophobe Werte mit. Siewe entwirft ein breites Bild, das gesellschaftliche, religiöse und historische Ursachen der Homophobie beleuchtet. Neben den erschreckenden Seiten von Repression und Gewalt, zeigt CODE OF FEAR aber auch den Mut und Zusammenhalt einer Community, die sich in Untergrundbars und aktivistischen Projekten trotz allem nicht zum Schweigen bringen lässt.

Clarissa Lempp

Details

Originaltitel: Code Of Fear
Deutschland 2023, 82 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Appolain Siewe
Verleih: drop-out cinema
Kinostart: 05.06.2025

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