Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Chris the Swiss

Recherche im Dunkeln

Chris Würtenberg war als Kriegsreporter zunächst in Südafrika, später im Kosovo. Er wollte die Hintergründe des Konflikts herausfinden, liebte den Nervenkitzel. Mit 27 Jahren stirbt er unter ungeklärten Umständen. 20 Jahre später begibt sich seine Cousine, die Filmemacherin Anja Kofmel, auf Recherche.

Mehr

Anja Kofmel war zehn Jahre alt, als sie vom Tod ihres Cousins erfuhr. Hinter vorgehaltener Hand tuschelten die Eltern im Nebenraum. Etwas Schreckliches war passiert, das die Familie nachhaltig verändern würde. Christian Würtenberg war 27 Jahre jung, als er starb. Es ist 1992. Der Kosovokrieg tobt. Inmitten des Chaos‘ wird seine Leiche wenige Kilometer von der serbischen Grenze entfernt gefunden. Knochenbrüche an der Halswirbelsäule verraten: Er ist erwürgt worden. Wie er starb, wird nie aufgeklärt. Zwanzig Jahre später macht sich Anja Kofmel auf die Suche. Sie will herausfinden, was wirklich geschehen ist. Albträume verfolgen sie seit jener Nacht, in denen Chris immer wieder von der Dunkelheit verschlungen wird.
Sie folgt seiner Spur, die sie aus Notizen, Tagebüchern und Zeitungsartikeln zusammensetzt. Chris war als Kriegsreporter zunächst in Südafrika, später im Kosovo. Er wollte die Hintergründe des Konflikts herausfinden, liebte den Nervenkitzel. Einige Wochen vor seinem Tod verliert sich die Spur. Wegbegleiter berichten, er wäre selbst aktiv geworden, habe sich einer internationalen Gruppe von Söldnern angeschlossen, um auf der Seite der Kroaten zu kämpfen. Hatte er sich bei der Söldnerbrigade als Maulwurf eingeschlichen, um Gerüchte von Korruption und Waffenhandel zu untersuchen? Wollte er den Verflechtungen der Gruppe mit der katholischen Organisation Opus Dei nachgehen? Vieles bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. Diese Lücken schließt Kofmel in ihrem ersten Langfilm meisterhaft mit Animationssequenzen. Sie mischen sich mit dem Archivmaterial und den Gesprächen, die sie führte. Wie im Sog wird man in eine Geschichte hineingezogen, aus der man nicht unverändert wieder herauskommt. Eine spannend erzählte, visuell beeindruckende Spurensuche, die ihre Premiere in der renommierten Semaine de la critique in Cannes 2018 feierte.

Lars Tunçay

Details

Schweiz 2018, 90 min
Sprache: Deutsch, Französisch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Anja Kofmel
Drehbuch: Anja Kofmel
Kamera: Simon Guy Fässler
Schnitt: Stefan Kälin
Musik: Marcel Vaid
Verleih: RFF Real Fiction Filmverleih
Kinostart: 31.01.2019

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.