Neue Notiz
Chrieg
Auf der Resozialisierungs-Hütte
CHRIEG, der fulminante Debütfilm von Simon Jaquemet, der 2015 mit dem Max Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde, erzählt von vier Jugendlichen, die auf einer Resozialisierungs-Hütte in den Bergen ein eigenes Regime aufgebaut haben.
CHRIEG, der fulminante Debütfilm von Simon Jaquemet, der 2015 mit dem Max Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde, verweigert sich dem klassischen Sozialdrama. Es geht etwas Eiskaltes von Matteos Familie aus und zugleich etwas Übergriffiges. In einer Szene legt die dicke Mutter Matteo das Baby, den kleinen Bruder, an die Teenagerbrust. In einer anderen sieht man den Vater aus seinem Fitnessraum treten und denkt an eine Folterkammer. Aber eindeutig lässt es sich nicht belegen, was Matteo zum jugendlichen Delinquenten werden ließ, eigentlich ist nicht einmal klar, ob er überhaupt einer ist. Auf die Resozialisierungs-Hütte muss er trotzdem. „Einfach relaxen und ein bisschen arbeiten“ nennt es die Sozialarbeiterin. Aber von relaxen kann keine Rede sein, als die anderen Insassen über Matteo herfallen und ihn einem brutalen Initiationsritual unterwerfen. Gearbeitet wird auch nicht. Sobald Matteo die Initiation überstanden hat, wird er in die Hüttenroutine aufgenommen, die allein von den Jugendlichen bestimmt wird. Tagsüber wird in den Bergen herumgehangen, nachts geht es auf Raubzüge in die Stadt, die ein praktisches Ziel – Geld und Drogen – und ein ideelles – Verwüstung und Rache - haben. Jaquemet filmt schnell, krass (Einstellungen, Farben, Schwenks) und dann auf einmal überraschend zärtlich. Seine Kamera ist voll und ganz auf Seite der Jugendlichen, sie wirft sich mit ihnen in den Strudel, sieht Gewalt und Kälte, Erwachsene die brutal, pervers, abwesend oder dumm sind, und wenig Gründe, sich „erfolgreich zu integrieren“. Für die Außenwelt mögen Matteo, Ali, Dion und Anton Vandalen sein, in der Gruppe sind sie solidarisch. Die Gruppe ist wesentlich besser als alles, was die vier bisher erlebt haben. Gespielt werden sie von Benjamin Lutzke, Ella Rumpf, Ste, Sascha Gisler – Namen, die man sich merken sollte.
Schweiz 2014, 114 min
Genre: Drama, Jugendfilm
Regie: Simon Jaquemet
Drehbuch: Simon Jaquemet
Kamera: Lorenz Merz
Schnitt: Christof Schertenleib
Verleih: Picture Tree International
Darsteller: Benjamin Lutzke, Ella Rumpf, Livia S. Reinhard
FSK: 16
Kinostart: 28.04.2016
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