„Mukbang“ ist eine aus Südkorea stammende Art von Internetvideo, bei dem Leute sich vor laufender Kamera beim Essen beobachten lassen. Und wenn Mark von Ash nicht sowieso schon fasziniert wäre, weil die selbstbewusste Schönheit ihm Aufmerksamkeit schenkt, dann erst recht wegen ihres stylischen Berufs, während er sich täglich in der Beschwerdehotline eines Essenslieferanten zusammenfalten lassen muss. Es dauert etwas, bis der schüchterne Nice Guy sich traut, auf Ashs offensichtliche Signale zu reagieren und sie auf ein Date in ein vegetarisches Restaurant ausführt. Das Date läuft dann auch nicht ganz nach Plan: Zuerst ist Ash unerwartet schlecht gelaunt und schickt ihn plötzlich weg, während sie mit einem extrem selbstbewussten Unbekannten flirtet. Doch der schmierige Aufreißer beendet den Abend nicht in Ashs Bett, sondern auf ihrem Filetiertisch, und Mark wird von Ash in die Gaumenfreuden des Kannibalismus eingeführt. Sie hat schon einige (wie sie sagt, ausschließlich böse) Männer so erlegt und verarbeitet, und würde das gerne als Pärchen-Aktivität weiterführen. Aber Mark macht sich noch Gedanken, und nicht nur darüber, warum eine so tolle Frau an ihm interessiert sein sollte.

In Aimee Kuges Regiedebüt finden sich Teile aus diversen anderen Filmen: Ein wenig PROMISING YOUNG WOMAN, ein bisschen THE ADDICTION und etwas RAW in einer Brühe gekocht aus Filmromanzen der 1990er/2000er, und gewürzt mit Themen aus dem Internetdiskurs der letzten Jahre. Es wird sehr, sehr viel geredet und die Handlung macht einige eigenwillige Schlenker und Sprünge. Aber zwischen den Dialogen finden sich immer wieder visuelle Filetstücke und Anspielungen auf alte Genrewerke, und wenn die Messer angesetzt werden, ist das nicht appetitlich, aber für die Charaktere eindeutig sinnlich.

Christian Klose