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Candelaria

Galante Liebende

Obwohl Candela und Victor Hugo über 70 sind, müssen sie hart arbeiten, um im Kuba der 90er über die Runden zu kommen. Sie haben sich lange nicht mehr in die Augen verliebt geblickt, doch dann findet Candela eine Videokamera und filmt den Liebsten.

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Candela singt nachts in einem Club, tagsüber arbeitet sie als Wäscherin. Victor Hugo ist Vorleser in einer Zigarrenfabrik und schmuggelt gelegentlich Zigarren heraus, die er an seinen Freund Manuel verkauft. Mitte der 90er Jahre in Kuba sind die Zeiten hart, die Unterstützung durch kommunistische Länder bleibt seit dem Mauerfall aus, die US-Sanktionen isolieren das Land und die Regierung spricht von einer „Sonderperiode in Friedenszeiten“. Candela und Victor Hugo, seit Jahrzehnten ein Paar und älter als die kubanische Revolution, haben meistens nur Karottenbrei zum Essen, selbst die Ärztin sagt, sie würden zu dünn. Dann findet Candela eine Videokamera in einem Wäschekorb, nimmt sie mit nach Hause, und neue Möglichkeiten beginnen sich zu eröffnen. Der Blick durch die Kamera bereitet beiden Vergnügen, sie sehen sich endlich wieder gegenseitig an. Regisseur Jhonny Hendrix Hinestroza verwendet viel Zeit darauf, die Beziehung der beiden alten Liebenden zu erklären: Sie beruht auf einem charmanten spielerischen Witz, den beide beherrschen und der Freude, galante Situationen zu erfinden, die an die verliebt-melancholischen Songs, die Candela mit ihrer Band singt, erinnern. Der Kamerablick entflammt ihre spielerische Liebe auch in erotischer Hinsicht wieder, und ausgerechnet das eröffnet auch ökonomische Perspektiven, so dass plötzlich Reis mit Schweinefleisch und Salsa auf dem Tisch steht.
CANDELARIA ist auch ein Porträt von Kuba in der, seit 2012 weitgehend überwundenen, „Sonderperiode“. Candela und Victor Hugo haben fast ihr gesamtes Hab und Gut auf dem Schwarzmarkt verkauft, ein Abendessen ist die festliche Belohnung, wenn eines der letzten Stücke verkauft wird. Vor allem aber ist es eine zärtliche Geschichte über ein Wiederaufflammen der Liebe dadurch, dass sich zwei wieder in die Augen blicken.

Hannes Stein

Details

Deutschland/ Argentinien/ Norwegen/ Kolumbien/ Kuba 2017, 87 min
Genre: Drama
Regie: Jhonny Hendrix Hinestroza
Drehbuch: Maria Camila, Arias Abel Arcos Soto, Jhonny Hendrix Hinestroza, Carlos Quintela
Kamera: Soledad Rodríguez
Schnitt: Mauricio Leiva-Cock, Anita Remon, Jhonny Hendrix Hinestroza
Verleih: DCM
Darsteller: Manuel Viveros, Alden Knigth, Verónica Lynn, Philipp Hochmair
FSK: 6
Kinostart: 05.07.2018

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