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Bonjour Paris – Jeune femme

Paula, verheddert

BONJOUR PARIS entwirft mit ihrer Heldin Paula – 31 Jahre alt, frisch getrennt, ohne Wohnung und Job zurück in Paris - eine Frauenfigur, die sich im Prozess ihrer Selbst(er)findung beständig verheddert.

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Paula ist 31 und stalkt ihren Exfreund. Nächtelang steht sie vor seiner Tür und schreit ihm durch die Fernsprechanlage ihre Enttäuschung entgegen. Sie landet im Krankenhaus, wegen der Platzwunde am Kopf, die sie sich aus Verzweiflung selbst zugezogen hat, und irgendwann mit einer weißen Perserkatze auf den Straßen von Paris.
Regisseurin Léonor Serrailles lässt Paula verwundet und impulsiv durch die Misere einer Trennung mäandern. Den Anderen spielt Paula – perfekt besetzt mit Laetitia Dosch - dazwischen immer wieder die Rollen vor, die gerade von ihr erwartet werden. Sie verwandelt sich in die lang vermisste Schulfreundin, in die perfekte Verkäuferin für Unterwäsche in einem Shoppingcenter, in die Partygefährtin für eine Nacht oder eine Babysitterin. Wie eine Straßenkatze weiß sie im richtigen Moment Vertrauen zu erzeugen, oder aber ihre Krallen auszufahren. Unverstellt und fast brüsk spiegelt sie dabei den Menschen, denen sie begegnet ihre Stimmungen zurück, vergaloppiert sich im Ton, versinkt in tiefster Einsamkeit, um im nächsten Moment wieder in ihre eigene Kraft zu gelangen. Und die benötigt sie auch, um ihrer Mutter wieder zu begegnen.
Serailles entwirft mit Paula eine Frauenfigur, die sich im Prozess ihrer Selbst(er)findung beständig verheddert. Sie ist keine taffe Kämpferin, sondern eher eine naive Romantikerin, aber eine sehr lustige. Paulas Humor und ihre Monolog-Kaskaden tragen die Geschichte und verleihen ihr eine Leichtigkeit, die sich mit Melancholie paart. Diese Mischung braucht es, um als jemand, der eigentlich nicht wirklich funktionstüchtig ist, durch das moderne Leben zu kommen. Paula hatte es sehr lange genügt, die Muse eines Künstlers zu sein. Jetzt entdeckt sie in der von ihr eigentlich so gehassten Großstadt Paris ihre Verwundbarkeit, aber auch ihre Interessen. Sie ist frei und muss das aushalten. Bonne Chance!

Susanne Kim

Details

Originaltitel: Jeune Femme
Frankreich/Belgien 2017, 97 min
Genre: Komödie, Drama
Regie: Léonor Serraille
Drehbuch: Léonor Serraille, Bastien Daret, Clémence Carré
Kamera: Emilie Noblet
Schnitt: Clémence Carré
Musik: Julie Roué
Verleih: eksystent Filmverleih
Darsteller: Laetitia Dosch, Grégoire Monsaingeon, Nathalie Richard, Souleymane Seye Ndiaye
FSK: oA
Kinostart: 03.05.2018

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