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Body of Truth

Physisch, drastisch, hochsymbolisch

Vier Frauen. Vier Künstlerinnen. Und viermal eine ganz eigene Definition des „Body of Truth“ porträtiert Evelyn Schel in ihrem gleichnamigen Dokumentarfilm: Marina Abramović, Katharina Sieverding, Sigalit Landau und Shirin Neshat.

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Vier Frauen. Vier Künstlerinnen. Und viermal eine ganz eigene Definition des „Body of Truth“ porträtiert Evelyn Schel in ihrem gleichnamigen Dokumentarfilm. Marina Abramović, die mit ihren Body Art Performances der 70er-Jahre bekannt geworden ist, markiert den Anfang. Für sie ist „razor only the pen, skin only the paper, blood only the color“. Ihr Körper ist der Tempel, in dem ihre jugoslawisch-kommunistische Vergangenheit eingraviert ist, und zugleich ist er auch die selbsternannte, spirituelle Opfergabe. Ganz anders die deutsche Fotografin Katharina Sieverding, der es nur im übertragenen Sinne um den Körper geht, nämlich um den politischen Körper, die politische Hülle und darum, das Dahinterliegende sichtbar zu machen – sei es Rechtspropaganda oder der Größenwahn von Weltallreisenden. Der israelischen Künstlerin Sigalit Landau geht es wiederum um den traumatisierten Körper, den eigenen und den eines jüdischen Kollektivs. Sie nähert sich mit ihren großformatigen Installationen einer Heilung und den Prozessen dahinter an. Und schließlich befasst sich die iranische Fotografin Shirin Neshat mit den Frauenkörpern in ihrem Heimatland, ihrem Verhältnis zur Religion, zur Sprache, zur männlichen Gewalt. So physisch, drastisch und hochsymbolisch viele der gezeigten Werke dieser Künstlerinnen wirken, so sehr berühren die Geschichten dahinter und die Vehemenz, mit der diese Frauen ihr Leben der Kunst widmen. Der 90-minütige Dokumentarfilm erfordert einige Geduld, vor allem, da sich das Publikum nicht aussuchen kann, mit welcher Künstlerin und welchem Werk es mehr Zeit verbringen möchte. Doch gerade diese Erfahrung ist lohnenswert: Zeitgenössische Kunst dieser Art braucht Zeit für ihre Wirkung, doch zeigt BODY OF TRUTH die große Menschlichkeit hinter Werken, die man im White Cube einer Galerie für rein skandalträchtig halten mag.

Anna Hantelmann

Details

Deutschland/Schweiz 2019, 92 min
Sprache: Englisch, Deutsch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Evelyn Schels
Drehbuch: Evelyn Schels
Kamera: Börres Weiffenbach
Schnitt: Ulrike Tortora
Musik: Christoph Rinnert
Verleih: NFP
Darsteller: Marina Abramovic, Sigalit Landau, Shirin Neshat
FSK: 12
Kinostart: 10.09.2020

Website

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

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