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Blue My Mind

Fantastischer Überbau

Mia, ein Teenager zwischen Anpassung und Anderssein, Clique und Coolness, ist neu in der Stadt. Noch dazu beginnt sich ihr Körper, sehr seltsam zu verändern.

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Aufwachsen ist kompliziert: Zwischen all den ersten Malen (Sex, Trinken, Drogen) hat man als Teenager einen Hauch anders als alle zu sein, den Anderen aber ähnlich genug, um akzeptiert zu werden.
Diese Gratwanderung zwischen Anpassung und Individualismus zeigt BLUE MY MIND auf schonungslose Art: Cliquenbildung und Coolnessfaktoren (unter anderem keine Jungfrau sein und mit dem Arsch wackeln können) zeichnet Lisa Brühlmanns erster Langfilm aggressiv nach – und Luna Wedler ist als 15-jährige Mia mittendrin, in Schulzeit, Pubertät und Selbstfindung. Eben ist sie in eine neue Schweizer Stadt gezogen, die schicke Wohnung sieht noch unpersönlich aus. Im Schulhof interessieren sie die rauchenden Mädchen in Hotpants, deren Anführerin (Zoë Pastelle Holthuizen) ihr bald den Platz an ihrer Seite gewährt.
Als Mias Körper sich über die erste Periode hinaus verändert und ihr zwei Zehen zusammenwachsen, sucht sie in eine Ordination auf und konstatiert beunruhigt: „Alles ist anders!“ Schnell entwickelt sie Schuppen an den Beinen, hat Heißhunger auf einen Fisch aus dem Aquarium, verwandelt sie sich in ein Wasserwesen? Um die Angst vor den Veränderungen und ihrer Anomalie zu vernebeln, flüchtet sich Mia in Rausch mit Freunden und Sex mit Fremden.
Blau- und Grüntöne, wunderbar ohne Firlefanz eingefangen von Gabriel Lobos‘ Kamera, ziehen sich durch die Geschichte ebenso wie abstrakte Wasseraufnahmen. Bloß in Mias Zimmer scheint das Licht wärmer und ein Ventilator bläst ihr ins Gesicht, als brauche sie die fremde Luft zum Atmen. Luna Wedler ist hier Mädchen an der Schwelle zum Frausein: Sie spielt, wie auch Holthuizen, mit unbeirrbarer Wucht, Skepsis und Verletzbarkeit sind aber in ihren Blick eingeschrieben. Ein sensibler Coming-of-Age-Film, dessen fantastischer Überbau beruhigt: Anderssein kann zwar weh tun, muss aber keine Angst machen.

Lili Hering

Details

Schweiz 2017, 97 min
Genre: Drama, Fantasy
Regie: Lisa Brühlmann
Drehbuch: Lisa Brühlmann
Kamera: Gabriel Lobos
Schnitt: Noemi Katharina Preiswerk
Musik: Thomas Kuratli
Verleih: Meteor Film
Darsteller: Luna Wedler, Zoë Pastelle Holthuizen, Regula Grauwiller, Dominik Locher
Kinostart: 01.11.2018

Website
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