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Big Eyes

Im Land der Alptraumbilder

In den 60er Jahren malt Margaret Keane mit großem Erfolg schauderhaft süßliche Kinderbilder mit riesigen Augen. Den Ruhm allerdings sahnt ihr Mann ab, der sich – aus kommerziellen Gründen – als Schöpfer der Bilder ausgibt. Mit BIG EYES stellt Tim Burton wie schon in ED WOOD eine Künstlerfigur in den Mittelpunkt, für die die zeitgenössische Kritik nichts als Häme übrig hatte.

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Die Malerin Margaret Keane ist in den 60er-Jahren in den USA ein Star. Mit ihren Kinderporträts trifft sie den Massengeschmack, ihre Bilder hängen in Wohnzimmern und Arztpraxen. Und trotzdem ist sie als Künstlerin völlig unbekannt, denn ihr Mann Walter gibt sich als Schöpfer der Gemälde aus. „Kunst von Frauen verkauft sich nicht“, ist sein Argument, und der kommerzielle Erfolg scheint ihm Recht zu geben. Doch das Leben im Luxus erweist sich für Margaret als Alptraum: während sich Walter im Rampenlicht sonnt und ein Lügengerüst entwirft, an das er bald selbst glaubt, führt Margaret ein Schattendasein und malt ein Bild nach dem anderen – ohne dafür die Anerkennung zu bekommen, nach der sie sich als Künstlerin so sehr sehnt.
„Nach einer wahren Geschichte“ heißt es zu Beginn von BIG EYES und das klingt zunächst ganz und gar nicht nach Tim Burton mit seinem Faible für das Düstere und Groteske. Doch dann sieht man die Gemälde von Margaret Keane: Bilder von Mädchen und Jungen mit „verrückt großen Augen“. Diese Kinder haben schon zu viel gesehen, sind Aliens oder entstammen direkt dem Tim Burton-Universum. Darüber hinaus stellt Burton wie in seinen frühen Filmen eine Künstlerfigur in den Mittelpunkt, für die die zeitgenössische Kritik nichts als Häme übrig hatte. BIG EYES ist also mehr ED WOOD als SWEENEY TODD, allerdings mit neuen Gesichtern. Statt Johnny Depp nun Christoph Waltz, der Walter als diabolischen Charmeur mit breitem Dauergrinsen gibt und Amy Adams in der Rolle seiner zaghaften Gattin fast erdrückt. Ihre Margaret ist eine Frau, die tut, was der Mann im Hause sagt, bis sie der Mut der Verzweiflung packt. BIG EYES erzählt die Emanzipationsgeschichte einer Frau, die um ihre individuelle und künstlerische Freiheit kämpft – und sei es die Freiheit morbiden Kitsch zu malen.

Kirsten Taylor

Details

USA 2014, 106 min
Genre: Biografie, Drama
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Scott Alexander, Larry Karaszewski
Kamera: Bruno Delbonnel
Schnitt: JC Bond
Musik: Danny Elfman
Verleih: StudioCanal
Darsteller: Danny Huston, Jason Schwartzman, Christoph Waltz, Amy Adams, Terence Stamp, Krysten Ritter
FSK: oA
Kinostart: 23.04.2015

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