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Beyond Punishment

Von Opfern und Tätern, Verbrechen und Vergebung

Von drastischen, jahrzentelangen Strafen in den USA bis zu eher mild wirkenden Haftbedingungen in Norwegen: Hubertus Siegerts nachdenklicher, vielstimmiger Dokumentarfilm zeigt anhand von drei Beispielen wie unterschiedlich Staat, Opfer und Täter in unterschiedlichen Justizsystemen mit Verbrechen umgehen.

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Nach einem erlittenen Unrecht Rachegefühle zu verspüren ist allzu menschlich. Verbrechen getreu des alttestamentarischen Auge um Auge, Zahn um Zahn zu sühnen war lange der Standard, doch wem nützt diese Form der Vergeltung? In europäischen Gesellschaften herrscht längst der Ansatz der Resozialisierung vor, der Versuch, Straftäter wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Was allerdings für die Opfer, besonders die Verwandten von Mordopfern, oft schwer zu ertragen ist. Um all diese Fragen kreist Hubertus Siegert nachdenklicher, vielstimmiger Dokumentarfilm BEYOND PUNISHMENT, der anhand von drei Beispielen zeigt, wie von Seiten des Staats, der Opfer und der Täter mit Verbrechen umgegangen wird. Von drastischen, jahrzehntelangen Strafen in den USA bis zu eher mild wirkenden Haftbedingungen in Norwegen reicht die Bandbreite, doch die Reaktion der Angehörigen ist ähnlich: Während die Täter gern Kontakt aufnehmen würden, um für ihre Taten um Entschuldigung zu bitten, aber auch, um Vergebung zu erfahren, sind die Verwandten der Mordopfer widerwillig, den Tätern in die Augen zu sehen. Zu groß ist der Schmerz, als das auch nur das kleinste Anzeichen von Vergebung möglich wäre. Genau dies zu erreichen, versucht eine amerikanische Anwältin, die trotz großer Widerstände einen Gesprächskreis organisiert, in dem Täter und Opfer unterschiedlicher Verbrechen gemeinsam über ihren Schmerz sprechen. Denn nicht zuletzt das zeigt Siegert: Auch die Täter leiden oft an ihren Taten, bereuen und bedauern. Wie man sie trotz ihrer Schuld menschlich behandeln kann, wie weit die Gesellschaft ihnen bei der Verarbeitung ihrer Taten entgegen kommen soll, all das sind Fragen, die schwer zu beantworten und hoch emotional sind. Antworten hat Siegert nicht, aber die Fragen die er stellt, machen seinen Film so sehenswert.

Michael Meyns

Details

Deutschland 2014, 104 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Hubertus Siegert
Drehbuch: Hubertus Siegert
Kamera: Marcus Winterbauer
Schnitt: Anne Fabini
Verleih: Piffl Medien GmbH
FSK: 12
Kinostart: 11.06.2015

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