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Berlin Nobody

Irgendwie New Age und böse

Unidozent Ben arbeitet in Berlin an einem Buch über Sekten. Von seiner Arbeit ist er so eingenommen, dass er nicht mitbekommt, dass seine Tochter Mazzy in die Fänge eben jener Apokalyptiker*innen zu geraten droht.

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Jordan Scott, Tochter von Ridley Scott, hat Nicholas Hoggs‘ Roman „Tokyo“ verfilmt und dafür nach Berlin verpflanzt. Hier arbeitet der Unidozent Ben an einem Buch über die Ideologie apokalyptischer Sekten. Zeitgleich ereignen sich in Berlins Umland immer wieder rituelle Suizide, die Gemeinsamkeiten aufweisen: Die Toten tragen eine Muschel im Mund und ein Mal aus Asche im Gesicht. Als Ben über Nina, zuständige Ermittlerin beim Bundesverfassungsschutz, Gelegenheit bekommt, bei den Untersuchungen dabei zu sein, ist er hellauf begeistert und vernachlässigt darüber seine Teenager Tocher Mazzy, die aus den USA zu Besuch ist. Auf sich allein gestellt, gerät diese an Martin – und über ihn in die Fänge einer Gruppe von Umweltaktivist*innen, die sich als Sekte herausstellt und von Sophie Rois angeführt wird.
Die spekulative Mischung aus Thriller, Mystery und Berlinfilm klingt eigentlich ganz unterhaltsam, leidet aber an einem wirklich außerordentlich unbeholfenen Drehbuch. Vereinzelt charmante Expat-Dialoge wechseln sich ab mit völlig unglaubwürdigen Szenen, in denen die abgebrühte Ermittlerin Nina den weitgehend persönlichkeitslosen Ben mit einer Mischung aus Zynismus, Einfühlsamkeit und Sexappeal verführt. Während der Großteil des Films in seiner Umsetzung an einen Tatort erinnert - leicht grauer Realismus gepaart mit bildschirmkompatibel simplen Einstellungen – blitzen in den hölzernen Sektenszenen mit Sophie Rois Anklänge von Fassbinderschem Wahn durch. Ebenso diffus ist der ideologische Überbau: Wie diese Umwelt-Endzeit-Meditationssekte eigentlich funktioniert, was das mit Bens Studien oder Mazzys Coming-of-Age-Problemen zu tun hat, interessiert den Film nicht wirklich. Irgendwie New Age und böse halt. Entsprechen sinnfrei wirken ihre Aktionen, und Spannung mag nicht aufkommen.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: A Sacrifice
USA/Deutschland 2024, 94 min
Genre: Drama, Thriller
Regie: Jordan Scott
Drehbuch: Jordan Scott
Kamera: Julie Kirkwood
Verleih: SquareOne
Darsteller: Eric Bana, Sylvia Hoeks, Sadie Sink, Jonas Dassler, Stephan Kampwirth
FSK: 16
Kinostart: 01.08.2024

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