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Beale Street

Samtige Bilder, taffe Politik

Fonny ist gerade mal 22 und Tish 19, als sie entdeckt, dass sie schwanger ist. Sie erzählt ihm die gute Nachricht durch Glas hindurch, im Besuchsraum eines Gefängnisses, denn Fonny ist für ein Verbrechen eingesperrt worden, das er nicht begangen hat.

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Das erste, was an BEALE STREET von Barry Jenkins (MOONLIGHT) auffällt, und das, was am Längsten im Gedächtnis bleibt, sind die Farben des Films. Sie sind nicht einfach warm und satt, sondern geradezu samtig, zärtlich. Es sind die Farben, in denen Tish (Kiki Layne), die die Geschichte erzählt, denkt, wenn sie an Fonny (Stephen James), der eigentlich Alonzo heißt, aber von niemandem so genannt wird, denkt und an ihre Gefühle für ihn.
Fonny ist gerade mal 22 und Tish 19, als sie entdeckt, dass sie schwanger ist. Sie erzählt ihm die gute Nachricht durch Glas hindurch, im Besuchsraum eines Gefängnisses, denn Fonny ist für ein Verbrechen eingesperrt worden, das er nicht begangen hat. „Mach dir keine Sorgen, vor der Geburt holen wir dich hier raus“, sagt Tish. „Bist du sicher“ fragt Fonny. „Natürlich bin ich sicher“, entgegnet Tish. Von diesem Kristallisationspunkt, an dem sich junge Verliebtheit und eine unerschütterliche Hoffnung für die Zukunft treffen, blickt der Film zurück in die Zeit, in der Fonny und Tish, die sich seit ihrer Kindheit kennen, ein Paar wurden, und nach vorne, erzählt davon, wie Tish und ihre Familie zunächst noch daran glauben, dass Fonny bald wieder bei ihnen sein wird, wie sie einen Anwalt organisieren und versuchen, die „Beweise“ zu entkräften. Die ganze Familie legt zusammen. Tishs Mutter unternimmt es sogar, die einzige Zeugin aufzuspüren. Aber es wird bald klar, dass ein fairer Prozess etwas für Weiße ist und das ungeheuerliche Unrecht, das Fonny widerfährt, für Schwarze Familien Alltag.
Nach dem Roman „If Beale Street Could Talk“ von James Baldwin erzählt Jenkins eine Geschichte, die von systematischer Diskriminierung handelt, und ein Rechtssystem zeigt, das rassistisch und desinteressiert das Leben Tausender afro-amerikanischer Familien zerstört hat (und immer noch zerstört). Es ist eine Geschichte, die voller Bitterkeit und Verzweiflung sein könnte, aber überstrahlt wird von einer Zärtlichkeit und Verbundenheit, die nicht nur Fonny und Tish füreinander empfinden.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: If Beale Street Could Talk
USA 2018, 119 min
Sprache: Englisch
Genre: Drama, Krimi
Regie: Barry Jenkins
Drehbuch: Barry Jenkins
Kamera: James Laxton
Schnitt: Joi McMillon, Nat Sanders
Musik: Nicholas Britell
Verleih: DCM
Darsteller: Kiki Layne, Stephan James, Pedro Pascal, Ed Skrein, Dave Franco
Kinostart: 07.03.2019

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IMDB

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