
Neue Notiz
Be Water – Voices From Hong Kong
Delegitimierung der Zivilgesellschaft
BE WATER ruft die Demokratiebewegung Hongkongs ins Gedächtnis und weist auf einen Paradigmenwechsel in der Weltpolitik hin. Dokumentarfilm.
Obwohl in Hongkong kontinuierlich Menschenrechtsverletzungen begangen werden, ist unsere Öffentlichkeit kaum noch mit der ehemaligen britischen Kolonie befasst. BE WATER leistet hier zweierlei: Der Film ruft die Demokratiebewegung Hongkongs ins Gedächtnis und weist auf einen Paradigmenwechsel in der Weltpolitik hin. Schmerzhafte Handyvideos der Polizeigewalt werden ergänzt durch Voiceover von Exilant*innen. Chinas Regierung wird auf diplomatischen Events zitiert, es kommen westliche Expert*innen zu Wort. Dies geschieht mit angenehm wenig talking heads. Bild und Ton sind öfters entkoppelt, Menschen laufen durch Stadtlandschaften, werden nachdenklich gezeigt. BE WATER ist ein Film zum genauen Zuhören. Dennoch findet er auch treffende dokumentarische Bilder, um Hongkongs Befindlichkeit zu vermitteln, etwa ein entferntes Graffiti, dessen Botschaft noch zu ahnen ist („Revolution of our times“), oder einen Schnitt von Rasensprengern im Berliner Regierungsviertel zu Wasserwerfern in Hongkong. Ob die Delegitimierung der Zivilgesellschaft dauerhaft Bestand haben kann, ist fraglich. Während die Kommunist*innen der ersten Generation dankbar für die Überwindung von Hunger und Not waren, ein Erfolg, den China als Umsetzung von Menschenrechten beschreibt, haben ihre Enkel andere Ansprüche. Hongkonger Student*innen wollen frei sein. Die von der Polizei geforderte Akzeptanz der Gesetze steht im Kontrast zum Verhalten Chinas auf dem Weltparkett: Strategische Regelbrüche finden in allen Sektoren statt. Wie Reinhard Bütikofer, Chair der China-Delegation des Europäischen Parlaments, feststellt, ist China „eine Stahlplatte. Und Europa sitzt mit einem Holzbohrer vor der Stahlplatte...“ Aber vielleicht wird Xi Jinpings Rigidität China auch zum Verhängnis.
Originaltitel: Be Water: Voices from Hong Kong
Deutschland 2023, 92 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Lia Erbal
Drehbuch: Lia Erbal
Musik: Davide di Timoleone
Verleih: drop-out Cinema
Kinostart: 07.09.2023
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