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Die Unerwünschten – Les indésirables

Unverhohlene Wut

Während Haby gegen die Zustände in den Banlieues aufbegehrt und schließlich sogar selbst als Bürgermeisterin kandidiert, versinkt ihr Freund Baz in Verzweiflung und Hass.

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Per Drohnenflug nähert sich die Kamera unheilverkündend dem Eingang eines Plattenbaus in der Banlieue von Paris. Dort lebt Haby (Anta Diaw), deren Großmutter gerade verstorben ist. In einer viel zu kleinen Wohnung drängt sich die Familie, um von ihr Abschied zu nehmen. Und weil die Aufzüge schon lange kaputt sind, müssen sie den Sarg in einer unwürdigen Prozession das enge Treppenhaus heruntertragen, das kein Ende zu nehmen scheint. „Wie können wir nur an so einem Ort leben und sterben?“ klagt Habys Mutter. Im Haus und in dem Viertel, die LES INDÉSIRABLES als Mikrokosmen porträtiert, leben Menschen aus afrikanischen Ländern mit Migrations- und Fluchthintergrund - die „Unerwünschten“, für die es keine politische Lobby gibt.

Regisseur Ladj Ly hat mit seinem Langfilmdebüt LES MISÉRABLES Aufsehen erregt und Preise gewonnen; der Nachfolger ist nicht minder ambitioniert. Genau wie Hauptfigur Haby, die gebildet und politisch engagiert ist. Sie hat genug von der Resignation und versucht, sich aufzulehnen – sie will das System von innen heraus verändern. Ihr Kindheitsfreund Baz dagegen, der Polizeigewalt und Diskriminierung am eigenen Leib erfährt, verhärtet zusehends. Während sie gegen die politische Elite aufbegehrt und schließlich sogar selbst als Bürgermeisterin kandidiert, versinkt er langsam aber sicher in Verzweiflung und Hass.

Drängende gesellschaftspolitische Themen wie Wohnraummangel, Ausgangssperren, Rassismus und Polizeiwillkür verpacken die Filmemacher*innen in einen bissigen, überspitzten Film mit poetischer Bildsprache. Der weiße konservative Bürgermeister Pierre (Alexis Manenti) oder sein Schwarzer Vize Roger (Steve Tientcheu), der selbst aus der Banlieue stammt, aber seine Mitmenschen dort längst verraten hat, sind eher Karikaturen als psychologisch nachvollziehbare Figuren.

Einen streckenweisen so brachial wirkenden Film als spielerisch zu bezeichnen, scheint abwegig, doch genau in diesem Spannungsfeld bewegt sich LES INDÉSIRABLES: Härte und Zielgerichtetheit, aber auch künstlerische Freiheit und Wagemut machen die Atmosphäre aus. Ly will sein (mehrheitlich) weißes, bildungsbürgerliches Publikum mit seinem Zweitwerk herausfordern – dessen fulminante wie furchterregende finale Szene etwa ist eine einzige Provokation für alle, die selbst rassistische Ressentiments hegen. Mit seiner groben Machart und seiner unverhohlenen Wut liefert der Film einiges an Reibungsfläche und hat das Potenzial, feurige Debatten zu entfachen.

Eva Szulkowski

Details

Originaltitel: Bâtiment 5 – Les indésirables
Frankreich/Belgien 2023, 105 min
Genre: Drama
Regie: Ladj Ly
Drehbuch: Ladj Ly, Giordano Gederlini, Dominique Baumard
Kamera: Julien Poupard
Schnitt: Flora Volpelière
Musik: Pink Noise
Verleih: Film Kino Text
Darsteller: Anta Diaw, Alexis Manenti, Aristote Luyindula
Kinostart: 06.03.2025

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Die Unerwünschten - Les indésirables

(Bâtiment 5 – Les indésirables) | Frankreich/Belgien 2023 | Drama | R: Ladj Ly

Während Haby gegen die Zustände in den Banlieues aufbegehrt und schließlich sogar selbst als Bürgermeisterin kandidiert, versinkt ihr Freund Baz in Verzweiflung und Hass.

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