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Baghdad in My Shadow

Kommunisten im Café

Das Londoner Café Abu Nawas ist ein Treffpunkt linker Exiliraker. Im Umfeld des Cafés ist ein Mord geschehen und der Schriftsteller Taufiq wird von den britischen Behörden verhört.

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Am Ende von Samirs Tragikomödie BAGHDAD IN MY SHADOW steht ein Traum der irakischen Architektin Amal: „Niemand wird uns für das verurteilen, was wir sind“. Wir, das sind die Betreiber und Gäste des Londoner Cafés Abu Nawas, einem Treffpunkt kommunistischer Exiliraker. Einer von ihnen, der Schriftsteller Taufiq, der in London als Wächter im Britischen Museum arbeitet, wird von der Polizei und dem Geheimdienst verhört, denn im Umfeld des Cafés ist es zu einem Mord am irakischen Kulturattaché gekommen. In die Affäre um Amal, Taufiq und den toten Attaché sind eine radikalislamische Moschee und ihr fanatischer Imam verwickelt, der auch Taufiqs Neffen Nassir in seine Kreise gezogen hat. Samirs Film verhandelt finstere Themen: Es geht um Folter und Verrat im Irak unter Saddam Hussein, um die Kollaboration des neuen Regimes mit Islamisten und um die Anziehungskraft faschistischer Ideologien für die junge Exil-Generation. Aber es gibt auch Solidarität und Humor. Samir hat eine eher entspannte Haltung gegenüber Vorurteilen und den sogenannten Mikro-Aggressionen. Weil Amal an der Baustelle des Innenministeriums vorbeijoggt, wird sie von Wachleuten verdächtigt. Aus der Konfrontation mit dem Bauleiter Martin entsteht aus den üblichen Fettnäpfchen („Wo kommen Sie her?“ „Sie sehen nicht irakisch aus!“) erst ein Flirt, dann eine Beziehung, die zwar nicht konfliktfrei ist, aber in entscheidenden Momenten zur Rettungslinie wird. Die besten Pointen hat die ältere Ex-Guerilla Samira, die mit ausgezeichneten Deko-Ideen glänzt (Sowjetstern auf dem Weihnachtsbaum) und Islamisten mit der zerkloppten Bierflasche aufmischt, obwohl sie dafür lieber ein Sturmgewehr benutzen würde. Ein freundlicher, humorvoller und trauriger Film, in dem auch Ex-Punk-Göttin Hazel O’Connor (BREAKING GLASS, 1980) einen Auftritt hat.

Hannes Stein

Details

Schweiz/Deutschland/Großbritannien 2019, 105 min
Genre: Thriller
Regie: Samir
Drehbuch: Samir, Furat al Jamil
Kamera: Alfredo de Juan, The Chau Ngo
Schnitt: Jann Anderegg
Musik: Tom Linden, Walter Mair
Verleih: Arsenal
Darsteller: Waseem Abbas, Haitham Abdel-Razzaq, Daniel Adegboyega
FSK: 16
Kinostart: 30.09.2021

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