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Back to Maracanã

Fussball-Trauma-Bewältigung

Über den Sommer soll Roberto sich um seinen elfjährigen Sohn Itay kümmern, ausgerechnet zur Fußball WM 2014! Zusammen mit Großvater Daniel, der eigentlich zum Halbfinale einen OP-Termin hat, reisen die beiden nach Brasilien.

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Der freundliche israelisch-brasilianische Loser Roberto schläft bei seinem Vater Daniel in Tel Aviv auf der Couch, seit er in Scheidung von seiner Frau Taly lebt, die mit dem deutschen Manager Thomas ein neues Leben plant. Über den Sommer soll Roberto sich um seinen elfjährigen Sohn Itay kümmern, während Taly und Thomas zur Fußball-WM 2014 nach Brasilien fliegen. Roberto ist entsetzt, denn Itay interessiert sich nicht die Bohne für Fußball, obwohl er aus einer brasilianisch-italienischen Familie kommt. Großvater Daniel ist ebenso entsetzt, dass seine Herzoperation ausgerechnet auf den Tag des WM-Halbfinales gelegt wurde. Da hat er natürlich keine Zeit. Um dem ganzen Mist zu entkommen, fliegen Daniel, Roberto und Itay ebenfalls nach Brasilien, um Brasilien im Finale im Maracana-Stadion siegen zu sehen. Weil die drei kein Hotel mehr finden und sie sich gleich am ersten Abend mit dem brasilianischen Zweig der Familie streiten, mieten sie ein Wohnmobil und fahren die Fußballstadien der WM ab.
Was als ein Männer-Bonding-Film mit Fußballbegeisterung beginnt, entwickelt sich allmählich zu einer israelisch-brasilianischen Trauma-Bewältigung über vier Generationen, denn der früh gestorbene Urgroßvater hat auch einiges auf dem Kerbholz, und die brasilianische Niederlage bei der WM von 1950 – der „Maracanazo“ – spielt dabei eine große Rolle. BACK TO MARACANA ist ein Männerfilm über die Liebe zum Fußball, der dafür plädiert, die Sache nicht allzu ernst zu nehmen, aber nicht ganz vermeidet, selbst in ebendiese Falle zu tappen. Man hätte die brasilianische Niederlage möglicherweise auch mit etwas mehr Humor nehmen können, schließlich fängt der Film beschwingt genug an. Aber auch von israelischen Brasilianern lassen sich keine übermenschlichen Gefühlsverrenkungen erwarten. Die sportliche Tragödie muss auch hier für das tragische Element sorgen, das immerhin neue Möglichkeiten eröffnet.

Hannes Stein

Details

Originaltitel: Back to Maracana
Brasilien/Deutschland/Israel 2018, 90 min
Sprache: Hebräisch
Genre: Drama
Regie: Jorge Gurvich
Drehbuch: Hagai Lipschitz, Jorge Gurvich
Kamera: Amnon Zalait
Verleih: JIP Filmproduktion
Darsteller: Asaf Goldstien, Antônio Petrin
FSK: oA
Kinostart: 18.07.2019

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