Neue Notiz
Arrival
Trauma, Aliens, Wiederkehr
Denis Villeneuves neuer Film ARRIVAL ist ein philosophischer Sci-Fi-Film, in dem Aliens einer trauernden Sprachwissenschaftlerin ein neues Zeitbewusstsein vermitteln.
In Denis Villeneuves neuem Film ARRIVAL geht es zunächst eigentlich gar nicht um Aliens, sondern um die Überwindung eines Traumas. Die Linguistin Louise Banks (Amy Adams) trauert um ihre an Krebs verstorbene Tochter. Ein mehrmals wiederholter vertikaler Kameraschwenk folgt Holzpaneelen an der Decke einer Veranda, um dann den grauen Himmel und einen bleiernen See einzufangen, so als ob jemand lange genug depressiv an die Decke gestarrt hätte, und sich zögerlich bereit machte, dem eintönigen Alltag wieder gegenüberzutreten. Der Alltag als Professorin wird dann aber gleich zur Ausnahme, als während einer Vorlesung mehrere Mobiltelefone gleichzeitig zu summen und fiepen beginnen, und eine Studentin darum bittet, Prof. Banks möge doch den Fernseher anschalten. Zwölf außerirdische Raumschiffe sind auf der Erde gelandet. Panik, Aufstände, Plünderungen sind die unmittelbare Folge. In der Nacht landet ein Hubschrauber in Louises Garten. Ihre Kenntnisse als Sprachwissenschaftlerin sind gefragt, um mit den Außerirdischen in Kontakt zu treten.
Diverse Geheimnisse und Plotwendungen weiter wird klar, dass die Außerirdischen nicht nur eine Art der Kompaktkommunikation über Zeichnungen entwickelt haben, die an die Ensō-Tuschekreise des Zen-Buddhismus erinnern, sondern dass diese Schrift-Sprache auch eine Bewusstseins-Technologie vermittelt, die zu einem neuen zirkulären Zeit-Bewusstsein führt, das am ehesten an die Nietzsche-Rezeption von Gilles Deleuze erinnert. Die Idee der ewigen Wiederkehr führt bei Deleuze zu einer Ethik der doppelten Affirmation: „Was Du willst, will es derart, daß Du darin auch die ewige Wiederkehr willst. Die Frage bei allem, was du tun willst: „Ist es so, daß ich es unzählige Male tun will?“ ist das größte Schwergewicht.“ (Deleuze, Nietzsche und die Philosophie, 1991, S. 76) Gilles Deleuze hätte ARRIVAL gemocht, dass Villeneuve Deleuze mag, ist seit ENEMY eh klar.
Originaltitel: Arrival
USA 2016, 116 min
Genre: Drama, Mystery, Science-Fiction
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Eric Heisserer, Ted Chiang
Kamera: Bradford Young
Schnitt: Joe Walker
Musik: Jóhann Jóhannsson
Verleih: Sony Pictures Releasing
Darsteller: Tzi Ma, Amy Adams, Forest Whitaker, Jeremy Renner, Michael Stuhlbarg
FSK: 12
Kinostart: 24.11.2016
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