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Amma & Appa

Liebe zwischen Bayern und Indien

Franzi, die bayerische Regisseurin, liebt Jay, den indischen Co-Regisseur. Beide Schwiegereltern finden das furchtbar. Ein Dokumentarfilm über interkulturelle Beziehungen und familiäre Strukturen.

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„I first saw his art and then his heart“, so erklärt Franzi, die Regisseurin, wie sie sich in Jay, den Co-Regisseur, verliebt hat. So schön, so einfach könnte die Liebe sein: die Kunst des anderen, das Herz des anderen sehen, berührt sein, zueinander finden. In diesem Fall werden dabei allerdings kulturelle Grenzen überschritten, und das löst bei den betroffenen Eltern des Paares Stress aus. „Als Du Dich für eine Liebesheirat entschieden hast, haben wir alles verloren“, wirft Jays Mutter, auf Tamil „Amma“, ihrem Sohn vor. Ihr ist klar, dass die potentielle Schwiegertochter aus Bayern kaum der indischen Tradition entsprechen, zu ihnen ziehen und die Versorgung im Alter übernehmen wird. Ammas Anklage klingt aus westlicher Perspektive melodramatisch und auch ungerecht. Der Film AMMA & APPA ist jedoch weder gefühlsduselig noch parteiisch, sondern erfasst sehr genau die unaufhebbar scheinenden Widersprüche zwischen den verschiedenen Lebensentwürfen seiner Protagonisten. Die beiden jungen Liebenden nutzen das Mittel des Dokumentarfilms, um der Infragestellung durch ihre ehemaligen Erziehungsberechtigten zu begegnen. Dabei erfahren sie überraschende Dinge: Amma wollte nie heiraten und sträubte sich jahrelang gegen den Wunsch ihrer Eltern nach einer arrangierten Ehe. Und die Eltern Schönenberger gestehen, dass ihre Ehe nicht auf Verliebtsein, sondern auf Vernunft gegründet wurde. Auf einmal nähern sich die Welten derart an, dass Franzi von dem Verdacht beschlichen wird, die Tamilen könnten die Bayern von Indien sein: konservativ, alltagsrassistisch, freundlich und eigenwillig. Herausgekommen ist ein Werk, das in seiner offenherzigen Art gelegentlich von einer schmerzhaften Härte gezeichnet ist, aber nicht zuletzt dadurch auch viele komische Momente zu bieten hat.

Anna Stemmler

Details

Originaltitel: Amma und Appa – Eine bayerisch-indische Liebe
Deutschland 2014, 89 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Franziska Schönenberger
Drehbuch: Franziska Schönenberger, Jayakrishnan Subramanian
Kamera: Minsu Park
Schnitt: Robert Vakily
Verleih: Zorro Filmverleih
FSK: oA
Kinostart: 04.09.2014

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