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Anime Nere – Black Souls

Destruktives Clan-System

Es dauert eine ganze Weile, bis sich das Tableau von ANIME NERE in Stellung gebracht hat. Dann entlädt sich die Handlung in einem Gewaltakt, der eine scheinbar unausweichliche Ereigniskette in Gang setzt, die unweigerlich zur Katastrophe führen muss.

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Es dauert eine ganze Weile, bis sich das Tableau von ANIME NERE in Stellung gebracht hat. Dann entlädt sich die Handlung in einem Gewaltakt, der eine scheinbar unausweichliche Ereigniskette in Gang setzt, die unweigerlich zur Katastrophe führen muss. Bis dahin lässt Regisseur Francesco Munzi die Zuschauer über die komplexen Zusammenhänge zwischen Akteuren und Spielorten im Unklaren. In flüchtigen und teilweise unübersichtlichen Szenen offenbart er zunächst den Kosmos der weltweit-organisierten Kriminalität der kalabrischen ’Ndrangheta-Vereinigung und die Familiengeschichte dreier Brüder aus einem Dorf im steinigen Aspromonte-Gebirge an der Fußspitze Italiens. Umso zwingender verdichtet er anschließend die schwelenden Konflikte, indem er sie alle an eben jenem Ort zusammenbringt, der die Quelle der seit Generationen andauernden Auseinandersetzungen ist. Natürlich geht es um Ehre, um Macht, ums Prinzip, um Geschäfte und um unausgesprochene Regeln, deren Verletzung unweigerlich Konsequenzen nach sich ziehen müssen, um den Teufelskreis zur Selbsterhaltung des destruktiven Clan-Systems immer wieder aufs Neue zu befeuern. Das bekommt auch Luciano (Fabrizio Ferracane), der älteste Bruder der Familie zu spüren, obwohl er sich eigentlich stur aus den Machenschaften des verbrecherischen Familienunternehmens heraushalten will, die bereits seinen Vater das Leben gekostet haben. Doch als sein ungestümer Sohn Leo (Giuseppe Fumo) aus Provokation eine Dummheit begeht, kann auch Luciano sich seiner angedachten Rolle nicht mehr entziehen und muss Verantwortung übernehmen, die in ihrer bitteren Logik so schockierend wie unausweichlich scheint.
Obwohl Munzi mit den bekannten Themen und Handlungsmustern des Mafiafilms arbeitet, stellt der Filmemacher ANIME NERE unverkennbar in neorealistische Traditionen und entwickelt auf diese Weise nicht nur ein eindringliches Familien- sondern ein präzises Gesellschaftsdrama; düster und wolkenverhangen und in seiner Folgerichtigkeit erbarmungslos zu Ende gedacht.

Jens Mayer

Details

Originaltitel: Anime Nere
Italien 2014, 109 min
Genre: Animation, Kurzfilm
Regie: Francesco Munzi
Drehbuch: Francesco Munzi, Maurizio Braucci
Kamera: Vladan Radovic
Schnitt: Cristiano Travaglioli
Musik: Giuliano Taviani
Verleih: Unbekannt
Darsteller: Marco Leonardi, Peppino Mazzotta, Fabrizio Ferracane
Kinostart: 19.11.2015

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