Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Alle lieben Touda

Sängerin als Projektionsfläche

Die marokkanische Sheika-Sängerin Touda zieht aus den Bergen nach Casablanca, um ihrem Sohn eine Schulausbildung zu ermöglichen. Doch die große Veränderung bleibt aus.

Mehr

In den marokkanischen Bergen hält Touda als Sheika-Sängerin sich und ihren gehörlosen Sohn gerade so über Wasser. Ihr Beruf bringt wenig Geld und wenig Respekt in der patriarchalen Gesellschaft - und setzt sie sogar sexueller Gewalt aus. Die Tradition der Sheika-Sängerinnen hat ihren Ursprung in Zeiten der Kolonialisierung, klärt uns zu Beginn des Films eine Tafel auf. Die Lieder handeln von Widerstand und Emanzipation, aber auch von Liebe und Begehren aus weiblicher Perspektive. Manchen (Männern) reicht das noch heute, sie als Freiwild oder Geächtete zu betrachten. So auch Toudas Bruder. Trotz der Unterstützung ihrer Eltern will Touda mehr, für sich als Künstlerin und vor allem für ihren Sohn. Selbst ohne Schulbildung, aber mit festem Willen, ihm eine zu ermöglichen, zieht sie nach Casablanca. Doch die große Veränderung bleibt aus. Die Auftritte sind schlecht bezahlt und immer wieder werden Männer, die ihr gerade noch applaudierten, auf einmal übergriffig.

Nabil Ayouch fängt mit seinem Film einen kleinen Ausschnitt der marokkanischen Gesellschaft ein und erzählt dabei eine universelle Geschichte über Frauen und das Patriarchat. Die Frau auf der Bühne ist auch immer eine Projektionsfläche für Wünsche, Begehren, Verachtung. Das wiederholt sich global, ob bei Touda oder Britney Spears, in Casablanca oder im Internet. Die Aufmerksamkeit, die Touda widerfährt, ist eben nicht immer Liebe. Touda lässt sich aber nicht auf diese Rolle reduzieren und bleibt ihrem Selbstverständnis als Künstlerin treu, auch wenn sie dafür kämpfen und einstecken muss. Der Film beginnt etwas zögerlich, aber Schauspielerin Nisrin Erradi verleiht Touda eine beeindruckende Stimme, musikalisch und emotional. Ihre Touda hat eine anziehende Präsenz, die alle in ihrem Umfeld zu berühren scheint. Ayouch konzentriert sich auf Touda als Künstlerin und Mutter und zeichnet dabei ein mehrschichtiges Porträt von ihr und der Tradition der Sheika-Sängerinnen.

Clarissa Lempp

Details

Originaltitel: Everybody Loves Touda
Frankreich/ Marokko/ Belgien/ Dänemark/ Norwegen/ Niederland 2024, 102 min
Genre: Drama
Regie: Nabil Ayouch
Drehbuch: Nabil Ayouch, Maryam Touzani
Kamera: Virginie Surdej
Schnitt: Nicolas Rumpl
Musik: Kristian Eidnes Andersen, Flemming Nordkrog
Verleih: Immergutefilme
Darsteller: Nisrin Erradi, Joud Chamihy, Jalila Talemsi, Lahcen Razzougui, Abdellatif Chaouqi
Kinostart: 29.05.2025

Website
IMDB

Vorführungen

Filter
Multiplexe anzeigen

Alle lieben Touda

(Everybody Loves Touda) | Frankreich/ Marokko/ Belgien/ Dänemark/ Norwegen/ Niederland 2024 | Drama | R: Nabil Ayouch

Die marokkanische Sheika-Sängerin Touda zieht aus den Bergen nach Casablanca, um ihrem Sohn eine Schulausbildung zu ermöglichen. Doch die große Veränderung bleibt aus.

Vorführungen

Charlottenburg

Delphi LUX

HEUTE

TicketsKartenreservierung: https://www.yorck.de/kinos/delphi-lux 16:00

18.06. – Mi

TicketsKartenreservierung: https://www.yorck.de/kinos/delphi-lux 16:00

Neukölln

Passage

HEUTE

TicketsKartenreservierung: https://www.yorck.de/kinos/passage OmU16:00

18.06. – Mi

TicketsKartenreservierung: https://www.yorck.de/kinos/passage OmU16:00

Wolf Kino

18.06. – Mi

TicketsTickets kaufen OmeU18:50

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.