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Alle Katzen sind grau

Vielversprechendes Debüt

Die 16-jährige Dorothy ahnt, dass sie nicht das Kind ihres Vaters ist. Als sie dem Privatdetektiv Paul begegnet, beauftragt sie ihn, ihren Vater ausfindig zu machen. Paul nimmt an – denn für ihn ist es eine willkommene Gelegenheit, Zeit mit Dorothy zu verbringen. Dass er selbst der Gesuchte ist, traut er sich nicht zu sagen.

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Die 16-jährige Dorothy ahnt, dass sie nicht das Kind ihres Vaters ist. Wo sind die gemeinsamen Kinderfotos? Und warum reagiert ihre Mutter manchmal so sonderbar? Als sie eines Tages dem Privatdetektiv Paul begegnet, beauftragt sie ihn, ihren Vater ausfindig zu machen. Paul nimmt den Auftrag gerne an – allerdings nicht, um ihn zu lösen. Für ihn ist es eine willkommene Gelegenheit, Zeit mit Dorothy zu verbringen und das Mädchen kennen zu lernen. Dass er selbst der Gesuchte ist, traut er sich nicht zu sagen. Die Story des belgischen Films mit dem schönen Titel ALLE KATZEN SIND GRAU scheint auf dem Papier einem vorhersehbaren Muster zu folgen. Aber Regisseurin Savina Dellicour interessiert sich weit mehr für ihre Personen als für irgendwelche Plotpoints. Nicht das „große Geheimnis“ ist hier das Entscheidende, sondern die Personen, die es zu verschleiern und zu enthüllen versuchen. Da ist zunächst einmal die verspannte Mutter Christine (Anne Coesens), die Paul unter allen Umständen von ihrer Tochter fernhalten will. Das Ausmaß ihrer Besorgnis scheint dabei unverhältnismäßig, immerhin ist die Tochter ja nahezu im Bilde und wird das Verhältnis zunehmend schlechter. Was also hat sie zu verlieren? Manon Capelle als Dorothy ist eine sehr überzeugend genervte 16-jährige. Das schwarze Loch in der Familienerzählung belastet sie wirklich, aber es ist auch eine willkommene Ausrede, alles, insbesondere die Mutter, Scheiße zu finden. Der Star des Films aber ist Bouli Lanners als Paul, ein etwas verpeilter Ex-Mod, der im Modus eines großstädtischen Berufsjugendlichen unterwegs ist und im ordentlichen Vorort, in dem ALLE KATZEN angesiedelt ist, wie zufällig gestrandet wirkt. Als Vateroption bewegt er sich auf einem schmalen Grat zwischen cool unkonventionell und peinlich verschlampt. Aus dieser Dreierkonstellation entwickelt Dellicour ihre spektakulär unspektakuläre Geschichte, die immer angenehm auf dem Boden bleibt.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Tous les Chats sont gris
Belgien 2015, 87 min
Sprache: Französisch
Genre: Tragikomödie
Regie: Savina Dellicour
Drehbuch: Savina Dellicour, Matthieu de Braconier
Kamera: Thomas Buelens
Schnitt: Ewin Ryckaert
Verleih: Film Kino Text
Darsteller: Bouli Lanners, Manon Capelle, Anne Coesens
FSK: 12
Kinostart: 31.03.2016

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