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Adios Buenos Aires

Tango ist Heimat

Buenos Aires Ende 2001: Julio Färber will nach Berlin auswandern. Er hat genug von Argentinien, doch da ist Julios Familie, eine frischgebackene Liebe und der Tango.

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Du irrst umher und weißt nicht mehr, welches Gleis dich weiterführt. Entfremdet von allem Glauben willst du Meere überqueren und kannst es nicht – heißt es im Tango-Klassiker „Desencuentro“ („Entfremdung“) von 1962, und es beschreibt die Stimmung in ADIÓS BUENOS AIRES sehr genau.
Buenos Aires Ende 2001: Julio Färber (Diego Cremonesi) will nach Berlin auswandern. Er hat genug von Argentinien, seiner Meinung nach das Land der Betrüger, korrupten Politiker und der (Finanz-)Krisen - soweit alles klassische Motive des argentinischen Kinos der letzten 25 Jahre von NUEVE REINAS (2001) bis LOS GILES (2019). Doch da ist Julios Familie, eine frischgebackene Liebe und der Tango. Den spielt er leidenschaftlich als Bandoneonist in einer abgehalfterten Tango-Combo in der Vorstadt-Eckkneipe. Im Prinzip entspinnt sich die Dramaturgie um Julios Zerrissenheit zwischen Argentinien als krisengebeuteltes Land am Abgrund und als Heimat mit Liebe und Erinnerungen. Der Film balanciert dabei waghalsig zwischen einer spritzig-witzigen Tragikomödie und einem kitschigen Melodrama. Hier liest man deutlich die Handschrift von Fernando Castets, der schon beim ähnlich nostalgischen LUNA DE AVELLANEDA 2004 das Drehbuch verfasst hat, in dem ein traditionsreicher Tango- und Nachbarschaftsclub in Buenos Aires vor der Schließung gerettet werden soll. Was ADIÓS BUENOS AIRES auf die Spitze treibt, ist der Einsatz von Tango-Musik, um Heimatgefühle durch Erinnerungen heraufzubeschwören. Sobald ein alter Klassiker läuft, ist die eigene sozioökonomische Krise vergessen. Der Tango ist wahrscheinlich – neben Fußball – einer der Gründe, warum Argentinier ihr Land so lieben. In ADIÓS BUENOS AIRES ist er ein weiterer Protagonist und der Klebstoff, der am Ende alles zusammenhält, weshalb er ausgiebig gefeiert wird.

Nina Linkel

Details

Deutschland/Argentinien 2023, 93 min
Genre: Drama
Regie: German Kral
Drehbuch: Stephan Puchner, Fernando Castets, German Kral
Kamera: Christian Cottet, Daniel Ortega
Verleih: Alpenrepublik
Darsteller: Diego Cremonesi, Marina Bellati, Carlos Portaluppi
Kinostart: 11.05.2023

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