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A Beautiful Day

Gnadenlose Wucht

Der ehemalige Soldat Joe (Joaquin Phoenix) hat ein Leben voller Traumata hinter sich. Seine Flashbacks und Selbstmordpläne hält er mit Pillen in Schach und seine gewalttätigen Impulse nutzt er als Experte für die Befreiung entführter Mädchen.

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Lynne Ramsay lässt sich nicht hetzen. Eher vergehen zwischen ihren Projekten sieben Jahre, als dass sie einen Film macht, der nicht genau ihren Vorstellungen entspricht. A BEAUTIFUL DAY ist die Verfilmung der Kurzgeschichte „You Were Never Really Here“ von Jonathan Ames. Der Film erzählt vom schwer traumatisierten ehemaligen Soldaten Joe (Joaquin Phoenix). Der will sich selbst kaum wahrnehmen und außer von seiner Mutter will er auch von niemandem sonst erkannt werden. Seine Flashbacks und Selbstmordpläne hält er mit Pillen in Schach, und seine gewalttätigen Impulse nutzt er als Privatsöldner. Die Tochter seines neuesten Auftraggebers aus einem Bordell zu holen, läuft für Joes Verhältnisse zunächst problemlos, aber als zwei Cops mit Schalldämpfern ihm Nina wieder abnehmen, wird klar, dass er hier einem ungewöhnlich mächtigen Gegner gegenüber steht. Zögern lässt ihn das nicht eine Sekunde.
Wo andere Rächerfilme das Geschehen stilisieren, um die seelischen Wunden des Helden und die Gewalt für das Publikum ertragbar zu machen, verstärkt Ramsay Joes innere Zerrissenheit mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Mit gnadenloser Wucht brechern seine Erinnerungen plötzlich in die Handlung ein. Johnny Greenwoods Score, der von Industrielärm bis zu schmalzigen Oldies alles abdeckt, unterstützt die Verstörung weiter. Auf der anderen Seite erlebt man die Gewalt, die Joe mit Hammer und Pistole ausübt, nie direkt, sondern sieht immer nur seine Vorbereitungen und das Ergebnis, und immer wieder sind da unerwartet zärtliche Momenten. Es entsteht ein Film, der die Botschaft, dass sich die Spirale der Gewalt endlos weiterdreht, es aber manchmal trotzdem noch schöne Morgen gibt, eindringlicher vermittelt als es jeder stoische Hollywoodheld könnte.

Christian Klose

Details

Originaltitel: You Were Never Really Here
USA/Frankreich 2017, 95 min
Genre: Drama, Mysterie, Thriller
Regie: Lynne Ramsay
Drehbuch: Lynne Ramsay
Kamera: Thomas Townend
Schnitt: Joe Bini
Musik: Jonny Greenwood
Verleih: Constantin Filmverleih
Darsteller: Joaquin Phoenix, Ekaterina Samsonov, Alex Manette, Alessandro Nivola
FSK: 16
Kinostart: 26.04.2018

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