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40 Tage in der Wüste

Messias-in-spe

Nachdem er 40 Tage in der Wüste gefastet hat, macht sich Jeshua (Ewan McGregor) auf den Weg nach Jerusalem. Am Rande der Wüste begegnet ihm ein Mann, der ein kleines Haus für die seine Familie baut. Als gelernter Zimmermann hilft Jeshua ihnen bei der Arbeit und als Messias-in-spe nimmt er sich ihrer Sorgen und Nöte an.

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Nachdem er 40 Tage in der Wüste gefastet hat, macht sich Jeshua (Ewan McGregor) auf den Weg nach Jerusalem. Am Rande der Wüste begegnet ihm ein Mann, der zusammen mit seinem Sohn dabei ist, ein kleines Haus für die beiden und seine Frau zu bauen. Als gelernter Zimmermann hilft Jeshua ihnen bei der Arbeit und als Messias-in-spe nimmt er sich ihrer Sorgen und Nöte an. Zwischen dem Vater (Ciarán Hinds) und seinem Sohn (Tye Sheridan, ENTERTAINMENT) schwelt der übliche Konflikt: Der Vater ist ein Dickkopf, der seine Familie zusammenhalten will, während der Sohn seinen eigenen Weg gehen und ein Handwerk in Jerusalem erlernen möchte. Verbinden tut sie die Sorge um die Frau/Mutter, aber daran, sich dem Anderen verständlich zu machen, scheitern die Männer. Jeshua will vermitteln, findet sich selbst aber immer wieder in Zwiegesprächen mit dem Teufel (auch McGregor) wieder, der in ihm den Zweifel schürt, ob er dem Plan seines eigenen Vaters gerecht werden kann. Und fragt sich, was sich der Alte bei Allem eigentlich denkt. Denn anscheinend ist die Welt nicht zum ersten Mal an diesem Punkt.

40 TAGE ist der Gegenentwurf zu Mel Gibsons Black-Metal-VIdeo-Inszenierung PASSION CHRISTI. Wo Gibson die Lust an Brutalität und Leiden halbherzig hinter scheinheiligen Masken versteckte, geht García die Geschichte meditativ und emotional an. Alle Charaktere des Films, inklusive des Teufels, sind von einer Sehnsucht nach Nähe beseelt und verlieren sich gerne im Grübeln und in Selbstgesprächen. Der biblische Aspekt ist in diesem menschlich-familiären Konflikt eigentlich zweitrangig. Jeshua könnte auch einer von vielen Wanderpredigern sein, ohne die Gewissheit für den Zuschauer, daß er tatsächlich Gottes Sohn ist. Die großartigen Landschaftsaufnahmen von Emmanuel Lubezki (GRAVITY, CHILDREN OF MEN) sind es letztlich, die ein (im besten Sinne) kleines Gleichnis aus der Sonntagsschule zu etwas machen, wofür man die Kommunion des Kinos suchen möchte.

Christian Klose

Details

Originaltitel: Last Days in the Desert
USA 2015, 99 min
Genre: Abenteuer, Drama, Historischer Film
Regie: Rodrigo Garcia
Drehbuch: Rodrigo Garcia
Verleih: TIBERIUS FILM
Darsteller: Ewan McGregor, Ciaran Hinds, Tye Sheridan
FSK: 12
Kinostart: 13.04.2017

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IMDB

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