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Berlinale XI - Panorama: Elvis Presley-Gedächtnisjacke

Ménage à trois in BING LANG XUE – THE TASTE OF BETEL NUT

Ren Yu hat bei Frauen allen Alters einen guten Stand, denn seine Ähnlichkeit mit dem Hongkong-Superstar Leslie Cheung, im Westen bekannt für seine Rollen in A BETTER TOMORROW oder A CHINESE GHOST STORY, ist unübersehbar. Das hilft Ren Yu, sich mit seiner illegalen Karaoke-Show über Wasser zu halten, für die er sich mit Goldkettchen und Elvis Presley-Gedächtnisjacket in Schale wirft. Zusammen mit seinem Freund Li Qi, der in einer Delfinshow arbeitet, driftet er durch das Leben auf der chinesischen Ferieninsel Hainan. Als sich die schöne Bai Ling zu dem Liebespaar gesellt, lebt das Trio eine offene Dreierbeziehung, bis ein grausamer Zwischenfall die Liebelei zerstört.

Der Debütfilm von Regisseur Hu Jia kommt in der Tradition des asiatischen Kinos mit wenig Dialog aus und erzählt vornehmlich über die Bilder. Eine blutige Irritation, die erst am Ende ihre Auflösung erfährt, legt sich anfangs wie ein Schatten über den Film, der zu gleichen Teilen von Melancholie und Unbekümmertheit getragen ist. Bisweilen denkt man an Godards DIE AUSSENSEITERBANDE, wenn die drei Liebenden etwa am Strand um die Wette rennen, manchmal scheinen Bezüge zu den Filmen von Wong Kar-wai (DAYS OF BEING WILD) auf, wenn Hu Jia beispielsweise mit Shuttereffekten experimentiert. Eine sinnliche Sexszene, in der sich immer neue Schichten von Überblendungen übereinander legen, steht pars pro toto für die Liebesutopie des charismatisch verkörperten Trios. Wenn schließlich alles den Bach runtergeht, ist das höchst tragisch, doch immerhin hatten Ren Yu, Li Qi und Bai Ling zuvor Gelegenheit, ihre Liebe zu leben.

Christian Horn