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Wiedersehen mit Brundibar

Eine Kinderoper im KZ

Brundibar heißt die Oper, geschrieben vom tschechischen Komponisten Hans Krasa, die zwischen 1942 und 1944 regelmäßig im "Vorzeigelager" Theresienstadt von jüdischen Kindern gespielt wurde. In ständig wechselnder Besetzung, denn immer wieder wurden Akteure deportiert. Diese traurige Geschichte ist Hintergrund für eine moderne Aufführung von Brundibar, die an der Berliner Schaubühne stattfand.

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Eine Kinderoper im KZ. Dass ist einer dieser Widersprüche, die die Perversität des Nazi-Systems einmal mehr frappierend deutlich machen. Brundibar heißt die Oper, geschrieben vom tschechischen Komponisten Hans Krasa, die zwischen 1942 und 1944 regelmäßig im "Vorzeigelager" Theresienstadt von jüdischen Kindern gespielt wurde. In ständig wechselnder Besetzung, denn immer wieder wurden Akteure deportiert. Diese traurige Geschichte ist nicht Anlass, aber Hintergrund für eine moderne Aufführung von Brundibar, die an der Berliner Schaubühne stattfand. Gespielt wurde das Stück nicht von Profis, sondern von einer Jugendtheatergruppe, von jungen Erwachsenen mit unterschiedlichen Problemen, für die das Theater eine Form von Halt ist, eine Möglichkeit, Struktur in ihren Alltag zu bringen. Ebenso wie für die Kinder in Theresienstadt, für die das Spielen der Oper eine zumindest kurzfristige Flucht vor der Realität war. Hier beginnen die losen Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die Douglas Wolfsperger in seiner zurückhaltend beobachteten Dokumentation nie herausstellt, sondern nur andeutet. Die Auseinandersetzung mit dem Stück zwingt die Jugendlichen zum Nachdenken über die NS-Zeit, über die Zustände in Theresienstadt, noch verstärkt durch ein Treffen mit Greta Klingsberg, die das Lager überlebte und damals die Hauptrolle in Brundibar spielte. Über 80 ist die inzwischen in Israel lebende Klingsberg, doch zu den Jugendlichen, die ihre Enkel sein könnten, findet sie sofort einen Draht, eine Ebene des Austauschs, was zu ebenso berührenden wie wahrhaftigen Momenten zwischen den Generationen führt.

Michael Meyns

Details

Deutschland 2014, 88 min
Sprache: Deutsch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Douglas Wolfsperger
Drehbuch: Douglas Wolfsperger
Kamera: Igor Luther, Frank Amann
Schnitt: Frank Brummundt
Musik: Alex Komlew
Verleih: Wilder Süden Filmverleih
Darsteller: Greta Klingsberg, Uta Plate, Annika Westphal
FSK: oA
Kinostart: 04.12.2014

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