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Where to, Miss?

Taxifahrerin in Indien

Gegen den Widerstand ihrer Familie und der patriarchal ausgerichteten indischen Gesellschaft möchte die junge Devki sich zur Taxifahrerin ausbilden lassen. Dokumentarfilm.

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Devki ist noch recht jung, aber schon aus einer ersten Ehe geflohen, weil ihr Mann sie schlug. Nun wohnt sie wieder bei ihren Eltern. Gern würde sie das Angebot "Women on Wheels" der Azad Foundation wahrnehmen, die Frauen kostenlos als Fahrerinnen ausbildet, ihnen dafür auch Englisch und Selbstverteidigung beibringt. Ihr Vater ist jedoch nicht begeistert. In Indien sind die für Frauen vorgesehenen Rollen traditionell über einen Mann definiert. Zunächst sind sie Töchter – eines Vaters, dann Ehefrauen – eines Mannes, schließlich Mütter – (hoffentlich) eines Sohnes, aber Taxifahrerin? Nicht vorgesehen. Auch viel zu gefährlich. Tochter Devki macht wenig Worte, aber weiß genau, was sie will: Taxi fahren. Die nötige Überzeugungsarbeit scheint jedoch fast unmöglich angesichts eines männlichen Selbstverständnisses, das gern die unbezahlte Haus- und Familienarbeit der Frauen annimmt, Lohnarbeit für sich selbst reserviert und den Frauen dann noch erzählt, dass diese es so gut hätten, weil der Patriarch sich ja um „alles“ kümmern würde, eigenes Geld verdienen sei da überflüssig. So bleibt den Frauen oft nur die Unterordnung - oder der Bruch mit Familien, die ihr Bedürfnis nach Selbstbestimmung nicht verstehen können. Das existenzielle Drama, vor dem Devki steht, macht den Dokumentarfilm WHERE TO, MISS? spannend wie einen dramatischen Spielfilm. Eigentlich unbeirrbar in ihrem Traum, landet Devki doch noch einmal in Verhältnissen, die man ihrem Dickkopf nicht zugetraut hätte. Was einerseits wirkt, als ob sie, von der Gesellschaft rundgeschliffen, erwachsen-frustriert Abstand nimmt von dem Versuch, das Richtige im Falschen zu leben. Andererseits klingt mit dem Titelsong von Milky Chance immer wieder die typische Taxifahrerfrage an, wo es denn nun hingehen soll. Ruhe findet Devki nur, wenn sie ihr Ziel erreicht: die Straße.

Anna Stemmler

Details

Deutschland/Indien 2015, 83 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Manuela Bastian
Drehbuch: Manuela Bastian
Kamera: Jan David Günther
Musik: Milky Chance
Verleih: W-Film
FSK: 12
Kinostart: 19.01.2017

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