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Eviva la Wahnsinn!

Was ist nach Berlusconi noch übrig geblieben von den Linken in Italien und was bedeutet das eigentlich heute noch - "links" sein? Der doppeldeutige Titel von Luca Ragazzis und Gustav Hofers neuestem Dokumentarfilm ist clever gewählt und bietet gleichzeitig den Leitfaden für ihre essayistische und gewohnt persönliche Suche nach Antworten auf die schwierigen Fragen des Lebens.

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Was ist nach Berlusconi noch übrig geblieben von den Linken in Italien und was bedeutet das eigentlich heute noch - "links" sein? Der doppeldeutige Titel von Luca Ragazzis und Gustav Hofers neuestem Dokumentarfilm ist clever gewählt und bietet gleichzeitig den Leitfaden für ihre essayistische und gewohnt persönliche Suche nach Antworten auf die schwierigen Fragen des Lebens. Das südtirolerisch-italienische Journalistenpaar mit schicker Wohnung in Rom hat sich bereits mit Filmen wie "Plötzlich letzten Winter" oder "Italy: Love it or Leave it" einen Namen in Sachen (selbst-)ironischer Berichterstattung gemacht. Und so präsentieren Ragazzi und Hofer auch hier wieder eine informative und höchst amüsante Mischung aus Home Video und interessengeleiteter Straßenrecherche, die passend zum politischen Zirkus Italiens gerne auch mal in eine Farce abgleitet. Da wird dann die ohnehin lockere Rahmenhandlung des Öfteren für eine inszenierte Quizshow unterbrochen, in der die beiden Filmemacher Fragen wie "Für meine philippinische Putzfrau muss ich dem Staat Sozialabgaben zahlen" mit "richtig" oder "falsch" beantworten müssen um von der Moderatorin (mit russischer Uschanka) am Ende zu erfahren wo sie im politischen Spektrum stehen. Im Laufe des Filmes suchen Ragazzi und Hofer nach Hoffnung und zeichnen dabei den Wandel der Demokratischen Partei nach, deren Mitgliederversammlungen sie mehrfach besuchen. Der junge Parlamentarier Enzo Lattuca kommt ebenso zu Wort wie Protestierende, für die es im heutigen Italien weder Rechte noch Linke gibt, sondern nur noch eine Mitte. Die schwulen Freunde der Regisseure halten Italien schlichtweg für faschistisch und dass am Ende der Kabarettist Beppe Grillo mit seiner Fünf-Sterne-Bewegung die Wahl bestimmen würde, lässt das Journalistenpaar erst tanzen, dann über Spaghetti Carbonara debattieren und am Ende noch singen. Eviva la Wahnsinn!

Toby Ashraf

Details

I 2013, 77 min
Sprache: Italienisch
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Gustav Hofer, Luca Ragazzi
Verleih: Dejavu
FSK: oA
Kinostart: 12.06.2014

Website
IMDB

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