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Vielen Dank für nichts

Rollstuhl-Rowdys

Nach einem Snowboardunfall ist Valentin querschnittsgelähmt und wird von seiner Mutter für ein Theaterprojekt in ein Heim gesteckt. Zunächst hadert er mit der neuen Umgebung, dann findet er in Titus und Lukas zwei Freunde, die ebenso draufgängerisch sind wie er selbst.

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„Der Spast ist krass“, singt Die Ärzte-Bassist Rodrigo González im Abspann, und könnte die Wirkung der Komödie um das Rollstuhl-Trio Valentin (Joel Basman), Titus (Bastian Wurbs) und Lukas (Nikki Rappi) nicht besser zusammenfassen. Das deutsch-schweizerische Regie-Duo Stefan Hillebrand und Oliver Paulus fordert mit diesem erfrischend provokativen Film eingeübte Reaktionsmuster heraus, so offensiv gehen sie mit der Behinderung ihrer Hauptpersonen um. In wenigen Szenen ist die Vorgeschichte erzählt. Nach einem Snowboardunfall ist Draufgänger Valentin querschnittsgelähmt und wird von seiner mit Schuldgefühlen belasteten Mutter für ein Theaterprojekt in ein Heim gesteckt, wo der hadernde Jugendliche zunächst nur mit Abgrenzung und Spott auf seine Mitbewohner reagieren kann. Er macht die Arbeit der verantwortlichen Sozialpädagogin (Isolde Fischer) auch nicht leichter, als er sich in die schöne Betreuerin Mira (Anna Unterberger) verliebt, und schließlich in Titus und Lukas Verbündete findet, die ihm bei seinem aberwitzigen Plan beistehen: Er will die Tankstelle überfallen, bei der Miras Freund Marc (Ricardo Angelini) arbeitet. Die Filmemacher erzeugen durch den improvisatorischen Doku-Charakter eine unmittelbare Empathie mit den Figuren, und umschiffen dadurch glücklicherweise die Gefahr, in Rührseligkeit abzudriften. Quasi nebenbei behandelt VIELEN DANK FÜR NICHTS Themen wie Mobilität, Körperlichkeit und Kommunikation, am Ende ist es jedoch hauptsächlich ein Film über Freundschaft und wunderbaren jugendlichen Leichtsinn, der zum wichtigen Initiationsritual in der Entwicklung der Jungen wird. Wer hier im Rollstuhl sitzt oder mit Hilfe eines Sprachcomputers spricht, und wer nicht, spielt für die Zuschauer dann längst keine große Rolle mehr.

Jens Mayer

Details

Deutschland/Schweiz 2013, 95 min
Genre: Komödie
Regie: Oliver Paulus, Stefan Hillebrand
Drehbuch: Stefan Hillebrand, Oliver Paulus
Kamera: Pierre Mennel
Schnitt: Ana R. Fernandes, Nela Märki, Torsten Truscheit
Verleih: Camino Filmverleih
Darsteller: Isolde Fischer, Joel Basman, Anna Unterberger, Nikki Rappel, Bastian Wurbs, Aniko Donath, Georg Kaser
FSK: 6
Kinostart: 05.06.2014

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

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