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The Eyes of My Mother

Atmosphärischer Körperhorror

Francescas Mutter wird von einem Serienkiller ermordet. Nach der Tat hält die junge Frau den Mörder in der Scheune gefangen und entwickelt eigenartige Obsessionen.

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Im Autoradio läuft die Ballade “The Murder of the Lawson Family” von den Stanley Brothers, als ein LKW-Fahrer eine verletzte und verwirrte Frau mitten auf der Straße entdeckt. Die Murder Ballad gibt den Ton des Horrorfilms THE EYES OF MY MOTHER vor. In seinem Debüt setzt der 27 Jahre alte New Yorker Regisseur Nicholas Pesce auf einen elegischen Stil irgendwo zwischen deutschem Expressionismus der 1920er und französischem poetischen Realismus der 40er Jahre. Das Schwarzweiß der Bilder funkelt mehr als es grollt, in den Bildern herrscht eine verhext-verzauberte Stimmung verrückt machender Einsamkeit. Noch hält die Geschichte dem Versprechen des Stils aber nicht ganz stand. Francesca ist die Tochter portugiesischer Einwanderer und lebt mit ihrer Mutter und ihrem Vater auf einer einsamen Farm in den USA. Die Mutter war früher Chirurgin und zeigt ihrer Tochter, wie man Augen aus den Köpfen geschlachteter Kühe entfernt. Als ein Serienkiller die Mutter ermordet, hält Francesca den vom Vater überwältigten Killer in der Scheune angekettet, während der Vater selbst fast völlig verstummt und sich kaum noch von der Couch vor dem Fernseher erhebt. Warum er das gemacht habe, fragt Francesca den Killer. „Weil es sich fantastisch anfühlt“, antwortet der. Dass Francesca sich bald von einem etwas schrägen kleinen Mädchen zu einer sehr seltsamen jungen Frau mit noch seltsameren Interessen entwickeln wird, versteht sich von selbst.
In THE EYES OF MY MOTHER gibt es Bilder, bei denen man nicht weiß, ob man für das Schwarzweiß dankbar sein soll, oder ob es den Schock noch verstärkt. Es wird viel menschliches Fleisch mit verschiedenen Instrumenten bearbeitet und in den Kühlschrank verfrachtet. Die Figurenpsychologie holpert zwar mehr als nur ein wenig, aber wer atmosphärischen Körperhorror mag, wird hier sehr ordentlich bedient.

Tom Dorow

Details

USA 2016, 76 min
Genre: Drama, Horror
Regie: Nicolas Pesce
Drehbuch: Nicolas Pesce
Kamera: Zach Kuperstein
Schnitt: Nicolas Pesce
Musik: Ariel Loh
Verleih: dropout cinema
Darsteller: Kika Magalhaes, Diana Agostini, Will Brill, Flora Diaz, Olivia Bond
FSK: 16
Kinostart: 02.02.2017

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