Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Super Dark Times

Adoleszenz als Paranoia

Im Gewand eines alptraumhaften Paranoia-Thrillers verhandelt Phillips das Zerbrechen einer Jugendfreundschaft und die emotional brutalen Konsequenzen einer Jugendliebe.

Mehr

Regisseur Kevin Phillips macht in seinem Spielfilm-Debüt SUPER DARK TIMES mehrere alptraumhafte Ebenen auf. Gleich in der ersten Szene folgen wir einer Blutspur durch ein zersplittertes Fenster hin zu einem halbtoten Hirsch, der am Boden einer Schulmensa zusammengesackt ist. Zwei Polizisten setzen dem Leiden vor den verstörten Gesichtern der Beiwohnenden ein Ende. Aus den kühlen, ruhigen Bildern dringt eine tragische Brutalität. Danach geht der Film zu seinen umwerfenden Jungdarstellern über, die bereits auf den nächsten Alptraum zusteuern. Während auf dem Fernseher der gesperrte TV-Kanal für Erwachsene flimmert, blättern die besten Freunde Zach (Owen Campbell) und Josh (Charlie Tahan) durch das Schuljahrbuch und bleiben schließlich bei der wunderschönen Allison Bannister hängen: „I like her.“ „Yeah, I like her too.“
Durch die Art, wie Kameramann Eli Born die Gesichter der Figuren im Anschnitt filmt und sie sich in Schattenspielen in der Kulisse spiegeln lässt, wirkt SUPER DARK TIMES wie ein Rückblick, eine melancholische Erinnerung an Jugendzeiten. Im ersten Viertel des Films dominieren das Treiben und die Gespräche der Jugendlichen, dann eskaliert das Geschehen und die Adoleszenz wird zum Alptraum. Im Gewand eines Paranoia-Thrillers verhandelt Phillips ab diesem Zeitpunkt das Zerbrechen einer Jugendfreundschaft und die emotional brutalen Konsequenzen einer Jugendliebe. In seinem Finale mutiert SUPER DARK schließlich zum Slasher, avancieren Schwerter zu Phallus-Symbolen, und der Antagonist trinkt prahlerisch ein großes Glas Milch auf Ex, als wäre er einer der Droogs aus A CLOCKWORK ORANGE. Am Ende stehen zwei von der Stimmung gegensätzliche Endszenen, die eine gemeinsame Frage stellen: Kann mit den Narben gelebt werden?

Hardy Zaubitzer

Details

USA 2017, 100 min
Genre: Drama, Thriller
Regie: Kevin Phillips
Drehbuch: Ben Collins, Luke Piotrowksi
Kamera: Eli Born
Musik: Ben Frost
Darsteller: Owen Campbell, Charlie Tahan, Elizabeth Cappuccino
Kinostart: 02.11.2017

IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.