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Steve Jobs

Rasanter Schnellsprecherfilm

Basierend auf der gleichnamigen, autorisierten Biografie von Walter Isaacson inszenieren Danny Boyle(SLUMDOG MILLIONAIRE, TRAINSPOTTING, 127 HOURS) und Drehbuchautor Aaron Sorkin (WESTWING, THE SOCIAL NETWORK) einen rasanten und sehr amüsanten Ausschnitt aus Leben und Karriere von Apple-Begründer Steve Jobs

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Basierend auf der gleichnamigen, autorisierten Biografie von Walter Isaacson inszenieren Danny Boyle(SLUMDOG MILLIONAIRE, TRAINSPOTTING, 127 HOURS) und Drehbuchautor Aaron Sorkin (WESTWING, THE SOCIAL NETWORK) einen rasanten und sehr amüsanten Ausschnitt aus Leben und Karriere von Apple-Begründer Steve Jobs. Ähnlich wie in 127 HOURS, in dem der einzige Ort der Handlung eine Felsspalte ist, in der der Held 127 Stunden fest steckt, bis er sich selbst den Arm absägt, wählt Boyle auch hier wieder eine fast schon experimentelle Struktur. STEVE JOBS besteht aus den kurzen Momenten vor drei entscheidenden Firmenpräsentationen: der Vorstellung des Macintosh, der Präsentation des Riesenflops NEXT und der Einführung des poppigen iMac, den Jobs Tochter im Film als „Kinderbackofen“ bezeichnet und der Apple endgültig auf Erfolgskurs brachte. Kurz bevor er auf die Bühne muss, begegnet er Journalisten, Angehörigen, engsten Mitstreitern und größten Feinden, die alle noch einmal in den zentralen Wunden rühren.

Jobs steht den ganzen Film über unter Hochdruck. Der ganze Apparat vibriert in größter Anspannung, ständig gibt jemand die Zeit durch. Noch eine halbe Stunde, noch dreißig Sekunden. Es wird pausenlos geredet. Die Dialoge sind durchgehend, schnell und extrem pointiert. Nicht einmal für eine Titeleinblendung nimmt sich der Film Zeit: Er beginnt mitten in einem Streit zwischen Steve Jobs und Andy Hertzfeld über das Sprachprogramm. Die Demo funktioniert nicht. Der Computer sagt nicht „Hallo“. Man müsste an die Hardware, aber man kann den Kasten nicht öffnen. „Wir sind kein Boxenstop-Team, das in 10 Sekunden arbeiten kann“ „Ihr hattet drei Wochen Zeit, Gott hat für die Erschaffung des Universums nur eine Woche gebraucht“. Irgendwann während der Dialog läuft, kommt Jobs mit Gefolge an seinem Büro an, man sieht ganz kurz das Türschild: Steve Jobs, das war‘s.

Michael Fassbender ist als Steve Jobs noch fulminanter als sonst. Kate Winslet als Marketing-Chefin Joanna Hoffman gibt ihm kongenial Kontra. Es gibt keine Szene ohne die beiden und kaum eine Sekunde, in der Fassbender nicht spricht. Er gibt Jobs als manischen und hochintelligenten Künstler und Despoten, dessen singuläre Besessenheit ebenso fasziniert wie abschreckt. Er ist ein graúenhafter Chef, ein Loser-Vater und ein absoluter Kontrollfreak. Dennoch ist er von loyalen Mitarbeitern umgeben, die er mit seiner Vision aber auch mit seinen narzisstischen Psychotaktiken in Bann hält. Fassbender macht diese genialisch-psychotische Strahlkraft spürbar, die auch immer wieder von den Momenten erzählt, in denen neue Ideen entstehen, etwa als Steven Wozniak ihm eine riesige unpraktische Leucht-Armbanduhr zeigt, die bei Bewegungen zum Leben erwacht und dann digital die Zeit anzeigt.

Aus der Beschränkung auf drei Events zieht Boyle das größtmögliche Kapital. Dreimal trifft Jobs an unterschiedlichen Zeitpunkten seiner Karriere auf dieselben Leute. Dreimal wiederholen, spiegeln und widersprechen sich die Begegnungen. Als Gesamtes ergibt sich ein Eindruck einer Entwicklung und einer Persönlichkeit, dabei bleibt immer völlig klar, dass es sich lediglich um Facetten handelt.

PS: Die deutsche Synchronfassung ist übrigens sehr gut und für Leute, die auf Untertitel angewiesen sind, vielleicht ausnahmsweise mal zu empfehlen. Bei der Geschwindigkeit der Dialoge kommt man sonst nämlich kaum dazu, noch etwas zu sehen. Außerdem verkürzen Untertitel notwendigerweise, so dass viel Sprachwitz verloren geht.

Hendrike Bake

Details

USA 2015, 122 min
Genre: Biografie, Drama
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Aaron Sorkin
Kamera: Alwin H. Kuchler
Schnitt: Elliot Graham
Verleih: Universal Pictures
Darsteller: Kate Winslet, Jeff Daniels, Michael Fassbender, Seth Rogen, Michael Stuhlbarg, Katherine Waterston, Sarah Snook
FSK: 6
Kinostart: 12.11.2015

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