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Sommerhäuser

Hitze und Verfall

In den 70ern verbringt eine Familie den Sommer im Sommerhaus. In der Nachbarschaft ist ein Mädchen verschwunden. Hitze, Wespen, verborgene Gefühle und eine Ahnung von Gefahr .

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SOMMERHÄUSER, Sonja Maria Kröners Abschlussfilm an der HFF und ihr Debüt als Langspielfilmerin, spielt im „Jahrhundertsommer“ 1976 in einer Sommerhaussiedlung vor München. Es sind große Häuser mit weitläufigen Gärten und es herrscht nicht so sehr diese Kleingartenatmosphäre, in der man die Nachbarn hautnah mitbekommt, eher ist die Siedlung so etwas wie ein Laubbaum-Dschungel, in dem ab und zu eine wilde, improvisiert zusammengehämmerte Behausung auftaucht. Die Kinder durchstreifen diese Wildnis, immer auf geheimen Missionen, in selbstentwickelten Spielen unterwegs. Die Erwachsenen loungen derweil in der Sonne, betüddeln Haus und Kaffeetafel und tragen träge, quasi in Zeitlupe, lang schon schwelende Konflikte aus. Allen voran steht die Frage im Raum, ob das Sommerhaus, jetzt nach dem Tod der Eltern, verkauft werden soll. Das Haus, das das einzige scheint, was die disparate Familie zusammenhält, bedeutet für jeden etwas anderes. Für die alleinstehende Ilse (Ursula Werner) ist es Zuhause, Familie. Erich (Günther Maria Halmer) würde es am liebsten verkaufen, mag aber nicht der Böse sein, und Gitti (Mavie Hörbiger) nutzt es bevorzugt als Bühne für den neuesten Mann, das neue Auto, und als Abstellplatz für die Tochter.
Kröner ist 1979 geboren, kennt die 1970er also nur als Idee und so ist SOMMERHÄUSER auch weniger ein nostalgischer Ausflug als ein Experiment in Atmosphäre und Andeutungen, das an Sofia Coppolas THE VIRGIN SUICIDES erinnert. Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die warmen Farben erzählen gleichermaßen von Hitze und Verfall. Ständig verbreiten Wespen auf dem Kuchentisch und auf der Tonspur Nervosität. Eine Ahnung von Gewalt hängt in der Luft: In der Nachbarschaft ist ein Mädchen verschwunden. Sommerhäuser erzählt von den 1970ern als einer Zeit kurz vor dem Zusammenbruch – der Nähe, der Unschuld, der Spießigkeit.

Hendrike Bake

Details

Deutschland 2017, 96 min
Genre: Drama
Regie: Sonja Maria Kröner
Drehbuch: Sonja Maria Kröner
Kamera: Julia Daschner
Schnitt: Ulrike Tortora
Verleih: Prokino
Darsteller: Laura Tonke, Ursula Werner, Thomas Loibl, Günther Maria Halmer
FSK: 12
Kinostart: 26.10.2017

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