Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Sibylle

Klaviatur des Gruselfilms

Im Urlaub stößt die Architektin Sibylle auf die Leiche einer Frau, die ihr verstörend ähnlich sieht. In der Folge häufen sich die merkwürdigen Zufälle, bis Sibylles Welt dramatisch aus den Fugen gerät.

Mehr

Als Sibylle den Hang herunterschaut um zu sehen wo die ihr seltsam ähnliche, Spaziergängerin geblieben ist, wird plötzlich alles anders. Unten, auf einem Felsen im Meer, liegt der reglose Körper der unbekannten Frau, und es scheint, als sei alles, was danach in Sibylles Leben passiert, von diesem Moment bestimmt. Auch filmisch ist im zweiten Langfilm von Michael Krummenacher vieles anders als man es vom deutschen Film gewöhnt ist: Da wäre der Zoom auf Sibylles verstörtes Gesicht wie im Horrorfilm der 1970er, später werden Stadtbilder rot eingefärbt, die Kamera (Jakob Wiessner) schwebt wie ein Geist den Figuren hinterher, klebt sich an sie, legt sich unter sie, wird zum Voyeur und Seismographen des Unheimlichen zugleich. Mittendrin als titelgebende Hauptfigur: Anne Ratte-Polle - wie immer großartig - in ihrem Horrorfilmdebüt als Architektin, die sich langsam und unaufhaltsam von ihrer Familie entfremdet - oder die sich von ihr. Unerklärliche Dinge passieren, erst im Italienurlaub wo der Unfall passierte, später dann zu Hause. Erst sind es merkwürdige Zufälle, dann gerät die Welt der Frau dramatisch aus den Fugen.
SIBYLLE kann sich sehen lassen, denn hier wird aufwendig, effektvoll und äußerst ambitioniert auf der Klaviatur des Gruselfilms gespielt und damit sehr gekonnt ein Genre bedient, das hierzulande quasi nicht existiert. Dass Krummenacher an einigen Stellen allzu deutlich seine filmischen Vorbilder zitiert und den immanenten Geschlechterkampf seiner Protagonistin eher an der Oberfläche verhandelt, verzeiht man dem Film schnell, denn die Bilder, die der Film produziert, sind Einladung genug, sich im Kinosessel dem atmosphärischen Sog von SIBYLLE hinzugeben. Mit dabei: Heiko Pinkowski (ALKI ALKI) als Arzt und Dennis Kamitz in seiner ersten großen Kinorolle.

Toby Ashraf

Details

Deutschland 2015, 87 min
Genre: Drama, Mysterie, Psychothriller
Regie: Michael Krummenacher
Drehbuch: Silvia Wolkan, Michael Krummenacher
Kamera: Jakob Wiessner
Schnitt: Stine Sonne Munch
Musik: Björn Magnusson
Verleih: Eksystent Distribution
Darsteller: Anne Ratte-Polle, Thomas Loibl, Dennis Kamitz
FSK: 12
Kinostart: 04.02.2016

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.