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Pre-Crime

Freiheit vs. Sicherheit

In PRE-CRIME geht es um Techniken, mit denen die Polizei versucht, vorauszuahnen, wo möglicherweise Verbrechen geschehen werden, und – besonders heikel – wer möglicherweise zum Täter werden wird.

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Beim Titel des Dokumentarfilms von Marion Hielscher und Matthias Heeder werden Science Fiction-Kenner unweigerlich an Philip K. Dicks Kurzgeschichte bzw. Steven Spielbergs Film MINORITY REPORT denken, was ein wenig irreführend ist. Denn mit mutierten Wesen, die in einem Wasserbecken liegen und voraussagen, wer in Zukunft ein Verbrechen begehen wird, hat diese Doku nur bedingt zu tun. In der geht es um Techniken, mit denen die Polizei besonders in Amerika, aber auch in Frankreich und ansatzweise sogar in Deutschland, versucht, vorauszuahnen, wo möglicherweise Verbrechen geschehen werden, und – besonders heikel – wer möglicherweise ein Täter werden wird.
In Chicago ist es schon Realität: Potentielle Verdächtige, die auf einer so genannten Heat-List gelandet sind, vielleicht nur, weil ein Bekannter verhaftet wurde oder sie in der Nähe eines Verbrechens gesehen wurden, bekommen von der Polizei Briefe, in denen sie als zukünftige Straftäter bezeichnet und damit aufgefordert werden, sich doch besser vorzusehen. Ein besonders extremes Beispiel, auf das sich die Regisseure etwas zu sehr fixieren – wodurch sie ihre Haltung zu ihrem Thema auch überdeutlich klar machen – denn andere Aspekte des Versuchs, Straftaten zu vereiteln, wirken weit weniger problematisch. Es ist die größte Qualität von PRE-CRIME, das auch die Befürworter eines massiven Einsatzes von Big Data zu Wort kommen, dass sie aufzeigen dürfen, wie in ihren Augen Polizeiarbeit aussieht, die nicht reaktiv, sondern proaktiv funktioniert. Die ethischen Fragen die sich aus dem Datensammeln, dem Erstellen von Persönlichkeitsbildern und Wahrscheinlichkeiten ergeben, sind dabei der Kern des Problems. Wieviel Freiheit ist jeder Bürger, jede Internetbenutzerin, sind wir alle bereit, für Komfort und am Ende auch Sicherheit, aufzugeben?

Michael Meyns

Details

Deutschland 2017, 88 min
Genre: Dokumentarfilm
Regie: Monika Hierscher, Matthias Heeder
Drehbuch: Matthias Heeder, Monika Hierscher
Kamera: Sebastian Bäumler
Schnitt: Christoph Senn
Musik: John Gürtler, Jan Miserre, Lars Voges
Verleih: Rise and Shine Cinema
Kinostart: 12.10.2017

Website
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