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Polder – Tokyo Heidi

Sei nicht böse. Werde ein Spiel.

Ein deutsch-schweizerisches Cyberpunk-Abenteuer mit Cosplay, Hexen und einer Suchexpedition nach im Spiel verloren gegangenen Familienmitgliedern.

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Je weniger Science-Fiction-Filme zu sagen haben, desto mehr Geld steckt man in sie, um mit Schauwerten von dieser Leere ablenken. Bei POLDER bedienen sich die Theaterregisseure Schwarz und Grünthal so günstiger Ressourcen wie alter Macs, Farbfilter und einer Liebe zum deutschen Expressionismus, um etwas zu sagen, von dem man erst hinterher merkt, es gehört zu haben.
Ein Polder ist, laut Vorspann des Films „eine Enklave verdichteter Wirklichkeit, die durch magische Grenzen von der umgebenden Welt getrennt ist“. In diesem Fall nimmt er die Form einer Schweizer Berghütte an, die der Virtual-Reality-Game-Designer Marcus als Refugium aus einer Jugenderinnerung gebaut hat. Kurz vor dem Release der neuen, revolutionären Konsole „Red Book“ verschwindet Marcus, hat aber Hinweise für seine Frau Ryuko, Cosplayerin und auf der Suche nach den Gründen für sein Verschwinden, hinterlassen. Welches schreckliche Geheimnis steckt hinter den chinesischen Konsolentests? Die Spur führt zum Polder. Leider ist der gemeinsame Sohn Walterli auch neugierig und verirrt sich im Werk seines Vaters. Und wo eine Hütte ist, ist auch eine echte Hexe.
TOKYO HEIDI ist ein wildes Durcheinander: Japanisches Cosplay stößt auf Schweizer Märchen, Nietzsche stößt auf Spielsucht und Terrorismus stößt auf Nostalgie. Der Film hat einen Plot, aber der kann genauso zerbrechen wie die Grenzen zwischen Online und Offline in Marcus‘ Spiel. Macht nichts, wir haben noch ein paar Realitäten. Visuell kann dieses seltene deutschsprachige Genrewerk vielleicht nicht mit Krachern wie INCEPTION mithalten, aber der Wagemut, den Zuschauer zu fordern, ist mehr als ebenbürtig. Zumal die POLDER-Story zusätzlich auch als App und als interaktives Theaterstück zu erleben ist. Somit wird der Kinosaal selbst zum Polder, bevor es ins Licht zum nächsten Level geht. The game never ends.

Christian Klose

Details

Originaltitel: Polder – Tokyo Heidi
Deutschland/Schweiz 2015, 90 min
Genre: Drama, Science-Fiction
Regie: Samuel Schwarz
Drehbuch: Samuel Schwarz
Kamera: Quinn Reimann
Schnitt: Jann Anderegg
Musik: Michael Sauter
Verleih: Camino Filmverleih
Darsteller: Christoph Bach, Philippe Graber, Nina Fog, Nikolai Bosshardt, Arnold Bucher
FSK: 16
Kinostart: 01.12.2016

Website
IMDB

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