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On the Milky Road

Subtile Erotik, einige Tragik, große Leichtigkeit

Milchmann Kosta brennt mit einer schönen Italienerin (Monica Bellucci) durch. Es geht um Liebe und Krieg, tanzende Falken und Milch trinkende Schlangen. Emir Kusturicas (ARIZONA DREAM) neunter Spielfilm ist von subtiler Erotik, einiger Tragik, großer Leichtigkeit und voller skurriler Einfälle.

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Wie soll man einem Film widerstehen, in dem die wunderbare Monica Bellucci diese Worte spricht: „Das einzige, was einen Sinn hat, ist jemanden zu lieben, egal wie!“? Der zudem mit lauter märchenhaften, liebenswürdigen Einfällen aufwartet: Milch trinkenden Klapperschlangen, tanzenden Falken, in Blut badenden Gänsen, einer riesigen, aus Österreich-Ungarn stammenden Uhr, die nichts lieber tut, als Leute zu beißen, einem an David Lynch erinnernden, abgerissenen Ohr, einer alten Frau, die Strip-Poker auf einem uralten Computer spielt, Regentropfen, die im Rhythmus feuriger Musik hernieder gehen. Ja, es geht um die Liebe in diesem, auf „drei wahren Geschichten und jeder Menge Fantasie“ beruhenden, neunten Spielfilm von Emir Kusturica (ARIZONA DREAM, SCHWARZE KATZE, WEISSER KATER). Es geht aber auch um kämpferische Auseinandersetzungen in einer Bergregion auf der Balkanhalbinsel. Wird der Krieg obsiegen oder die Liebe? Der im Mittelpunkt stehende, von Kusturica selbst gespielte Milchmann Kosta jedenfalls kann sich über mangelnde Interessentinnen nicht beschweren: Eigentlich soll er die wilde, dem Alkohol zusprechende Dorfschönheit ehelichen. Noch faszinierender ist nur die Italienerin (Bellucci), die eines Tages aufkreuzt. Dass diese einem anderen versprochen ist, hindert Kosta nicht daran, sich mit ihr auf die Flucht zu begeben. ON THE MILKY ROAD ist ein Film von subtiler Erotik, einiger Tragik, großer Leichtigkeit. Mit vielen, in ihrer famosen, zuweilen durchaus enervierenden Skurrilität im deutschen Kino kaum denkbaren Szenen. Kurz vorm Ende des 125-Minüters müssen sich Kusturica und Bellucci in einem knorrigen, alten Baum verstecken. Nicht nur, dass der Baum beide aufnimmt, als wären sie seine Kinder. Er schenkt ihnen auch Flügel. Flügel, die, anders kann man Kusturica kaum verstehen, nur die Liebe zu verleihen im Stande ist.

Matthias von Viereck

Details

Originaltitel: Lungo la Via Lattea
Serbien 2016, 125 min
Genre: Drama
Regie: Emir Kusturica
Drehbuch: Emir Kusturica
Kamera: Goran Volarevic, Martin Sec
Schnitt: Svetolik Zajc
Musik: Stribor Kusturica
Verleih: Weltkino
Darsteller: Monica Bellucci, Predrag Manojlović, Emir Kusturica, Sergej Trifunovic, Maria Darkina
FSK: 16
Kinostart: 07.09.2017

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

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