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Nebel im August

Das Nazi "Euthanasie"-Programm

NEBEL IM AUGUST erzählt von der „Aktion T4“, dem „Euthanasie“-Programm der Nazis, durch die Augen eines Kindes. Der Sohn eines Fahrenden, Ernst Lossa, wird in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Dass dort nicht nur geheilt, sondern auch getötet wird, merkt er erst allmählich.

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Ernst Lossa (Ivo Pietzker, JACK) ist ein stolzer Junge. In eine Nervenheilanstalt eingewiesen, weil sein Vater ihm als fahrender Händler kein ausreichend stabiles Heim bieten kann, ist er stolz, nicht wie die „Idioten“ dort zu sein. Zumindest gibt es in der Anstalt weder Schläge noch Schule, wie ihm der nette Klinikleiter Dr. Veithausen (Sebastian Koch) verspricht. Bis Papa Ernst wieder abholt und mit ihm nach Amerika fährt, wird er halt warten und sich vielleicht doch mit ein paar der anderen Patienten anfreunden. Besonders die gleichalte Nandl, die an Epilepsie leidet, hat es ihm angetan. Aber auch sonst entdeckt Ernst seine fürsorgliche Seite und geht bald nicht mehr nur dem Hausmeister beim Putzen, sondern auch der soliden Schwester Sophia (Fritzi Haberlandt) beim Füttern der besonders schweren Fälle zur Hand. Seltsam nur, dass manchmal Patienten in andere Anstalten verlegt werden, aus denen sie nie wieder zurückkehren und dass Ernst Kinder, die gestern noch gesund genug für Fußball waren, einen Tag später schon an Lungenentzündung verstorben im Leichenschauhaus wiederfindet. Und auch die hübsche, neue Schwester Kiefer mit ihrem Himbeersaft ist ihm nicht geheuer.
NEBEL IM AUGUST erzählt von der „Aktion T4“, dem „Euthanasie“-Programm der Nazis, durch die Augen eines Kindes. Auf einem wahren Schicksal beruhend, versteckt sich die grausame Wahrheit für Ernst hinter einer idyllischen Landschaft und fürsorglich lächelnden Erwachsenen und offenbart sich erst allmählich. Die Kälte, mit der ein Tintenstrich den Tod bedeuten kann, steht in Kontrast zu der Hingabe, mit der Ernst und Sophia ihr Leben riskieren, um Schwächere zu schützen. Der Film zeigt Ärzte, die sich ohne Not die Ideologie der Nazis zu eigen machen und Menschen, die sich in Todesgefahr ein Gewissen leisten, und stellt die Frage, wie weit man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, wenn einem die Umstände dubios vorkommen.

Christian Klose

Details

Deutschland/Österreich 2015, 126 min
Genre: Drama
Regie: Kai Wessel
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Kamera: Hagen Bogdanski
Schnitt: Tina Freitag
Musik: Martin Todsharow
Verleih: STUDIOCANAL
Darsteller: Sebastian Koch, Fritzi Haberlandt, Ivo Pietzcker
FSK: 12
Kinostart: 29.09.2016

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