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Mia Madre

Von der Schwierigkeit, sozialrealistische Filme zu drehen

Die Regisseurin Margherita steckt gerade mitten in den Dreharbeiten zu ihrem neuen Film, einem engagierten Sozialdrama, das keiner finanzieren will. Zusätzlich muss sich Margherita auch noch um ihre im Sterben liegende Mutter kümmern.

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In seinem jüngsten Film MIA MADRE spielt Nanni Moretti ausnahmsweise einmal nicht die Hauptrolle. Die übernimmt die in Italien berühmte Schauspielerin Margherita Buy, die eine Regisseurin namens Margherita verkörpert. Diese steckt gerade mitten in den Dreharbeiten zu ihrem neuen Film, einem engagierten Sozialdrama, so wie sie heute kaum noch gedreht werden. Zusätzlich muss sich Margherita auch noch um ihre im Sterben liegende Mutter (Giulia Lazzarini) kümmern, die wie Nanni Morettis eigene Mutter – die während der Dreharbeiten zu seinem Film HABEMUS PAPAM verstarb – ehemalige Lateinlehrerin ist. Damit unternimmt Moretti mit MIA MADRE eine Art filmische Trauerarbeit, zum anderen bietet ihm die Story Anlass, dem kulturellen Verfall in der Filmproduktion nachzuspüren: Sozial engagierte Filme drehte der bekennende Kommunist Moretti früher selber, heute sind sie kaum noch zu finanzieren, heute braucht man meist internationale Partner, die allzu oft Einfluss nehmen. So ergeht es auch Margherita, die den amerikanischen Star Barry (John Turturro) vorgesetzt bekommt, der ihren Film international vermarktbar machen soll.
Moretti erzählt in MIA MADRE von der Schwierigkeit, Privates und Berufliches unter einen Hut zu bekommen, so wie er es schon manches Mal getan hat. In diesem Fall laufen ihm jedoch immer wieder die beiden Stränge auseinander, was vor allem am Kasperlhaften Spiel Turturros liegt, der unpassenden Klamauk in einen Film bringt, der ansonsten meist ein typischer zart-melancholischer Moretti-Film ist. So ist MIA MADRE auch immer dann am überzeugendsten, wenn sich Moretti auf die Zeichnung der Familie konzentriert und das oft schwierige, aber stets liebevolle Verhältnisse zwischen Margherita, ihrer Mutter und ihrem Bruder (gespielt von ihm selbst) zeigt.

Michael Meyns

Details

Originaltitel: Mia madre
Italien/Frankreich 2015, 106 min
Genre: Drama
Regie: Nanni Moretti
Drehbuch: Nanni Moretti, Francesco Iccolo, Valia Santella
Kamera: Arnoldo Catinari
Schnitt: Clelio Benevento
Verleih: Koch Media
Darsteller: Nanni Moretti, Margherita Buy, John Turturro, Pietro Ragusa
FSK: 6
Kinostart: 19.11.2015

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