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Meine glückliche Familie

Neue Wohnung, neue Freiheit

Am Tag nach ihrem 52. Geburtstag verlässt Manana, die Wohnung, die sie sich mit ihrem Mann, ihren Eltern, den beiden erwachsenen Kindern und dem Lebensgefährten der Tochter teilt. Niemand versteht wieso – sie hatte es doch so gut!

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Manana (Ia Sgugliashvili) hat Geburtstag. Die Literaturlehrerin wird 52 und obwohl sie sich ausdrücklich keine Feier gewünscht hat, steht ihre Mutter alsbald für das große Fest kochend am Herd und am Abend die Freunde ihres Mannes Soso (Merab Ninidze) singend im Wohnzimmer. Am nächsten Tag verlässt Manana ohne große Worte die Wohnung, die sie sich mit ihrem Mann, ihren Eltern, den beiden erwachsenen Kindern und dem Lebensgefährten der Tochter teilt, für eine eigene. Ihre stets lamentierende Mutter kann den Schock kaum verkraften. Soso und die Kinder sind völlig verunsichert und laufend weiter hinzugezogene Verwandte können trotz vorgeschobener Gutmütigkeit ihre Verwirrung kaum kaschieren. Sie habe es doch gut, hat studiert, hat Kinder und ist verheiratet. Schließlich sei ihr Mann auch kein Säufer und auch nicht gewalttätig, also was sollen denn nun die Bekannten denken?
Was Manana denkt oder fühlt, fragt indes niemand. In wohlchoreografierten Plansequenzen folgt ihr die Kamera durch die viel zu kleine Wohnung, die ununterbrochen von einer Vielzahl von Menschen bevölkert wird, in der aber nicht mal ihre Kleidung einen richtigen Platz hat. Später beobachtet sie Manana dann lange ruhig in ihrer neuen Wohnung mit Gitarre am Balkon sitzend. Einer von vielen bedachten, sensibel inszenierten Momenten. Sgugliashvili spielt die Emanzipation dieser Frau, die mit ihrer neugewonnenen Freiheit auch überraschende Erkentnisse über ihre Familie gewinnt, so subtil wie eindrücklich. Der feine Film des deutsch-georgischen Regieduos Simon Groß & Nana Ekvtimishvili (DIE LANGEN HELLEN TAGE), der beim goEast Festival mit dem Kritikerpreis und dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet wurde, erzählt kunstfertig von Mananas Auflehnung gegen die patriarchalen Strukturen und verweist auf Selbstverständlichkeiten, die noch immer keine sind.

Katharina Franck

Details

Originaltitel: Chemi Bednieri Ojakhi
Frankreich/Georgien 2017, 120 min
Genre: Drama, Familientragödie
Regie: Simon Groß, Nana Ekvtimishvili
Drehbuch: Nana Ekvtimishvili
Kamera: Tudor Vladimir Panduru
Schnitt: Stefan Stabenow
Verleih: Zorro Filmverleih
Darsteller: Merab Ninidze, Ia Shugliashvili, Berta Khapava, Tsisia Qumsishvili
FSK: oA
Kinostart: 13.07.2017

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