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Mein Ein, mein Alles

Stationen einer Liebe

Maïwenns Beziehungsdrama erzählt mit einer fast schon schmerzhaften Intensität, die an Bergmans SZENEN EINER EHE erinnert, von zwei Leuten, die einander leidenschaftlich lieben, aber zusammen nicht glücklich werden können.

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Skiunfall. Kreuzbandriss. Tony (Emmanuelle Bercot) sitzt vor der Therapeutin und hört skeptisch zu, als die von einem Zusammenhang zwischen Knieverletzungen und unbewältigter Vergangenheit redet. Dennoch beginnt sie im Kopf, zwischen den verschiedenen Reha-Behandlungen, die Stationen einer Beziehung durchzugehen, die vielleicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Von Anfang an scheint Georgio (Vincent Cassel) fast zu schön, zu lässig, zu erfolgreich, um wahr zu sein. Von Anfang an sind da Dinge, die Warnzeichen sein könnten, aber nicht sein müssen, wie eine selbstmordgefährdete Ex. Andererseits ist alles so schön. Georgios Charme besteht in seiner Begeisterungsfähigkeit, seiner Lebendigkeit, seiner Fähigkeit, sich und das Seine zu verschwenden. Er schenkt Tony sein Telefon, als sie nach seiner Nummer fragt. Er sagt „Ich liebe dich“ nach der ersten Nacht. Er sagt „Ich will ein Kind von dir“, als es für Tony noch zu früh ist. Aber sie macht mit. Als sie dann alleine im Laden steht und das Kinderbettchen aussucht, weil es Georgio nicht besonders interessiert, ist es schon zu spät. Aber es ist noch lange nicht zu Ende.
Maïwenns Beziehungsdrama erzählt mit einer fast schon schmerzhaften Intensität, die an Bergmans SZENEN EINER EHE erinnert, von zwei Leuten, die einander leidenschaftlich lieben, aber zusammen nicht glücklich werden können. Die Kamera ist immer ein bisschen dichter am Geschehen, als es komfortabel wäre. Die Dialoge sind so naturalistisch, als hätte die Regisseurin im Schlafzimmer von Freunden mitgeschrieben. Hilflos steht man quasi daneben und sieht der Entfaltung der Katastrophe zu. Dabei gibt es keinen einen großen Verrat, kein dunkles Geheimnis. Nachlässig und narzisstisch fügt Georgio Tony eine Unzumutbarkeit nach der anderen zu. Doch keine scheint groß genug, um sie erkennen zu lassen, was alle Freunde schon lange gesehen haben.

Hendrike Bake

Details

Originaltitel: Mon Roi
Frankreich 2015, 125 min
Sprache: Französisch
Genre: Drama, Liebesgeschichte
Regie: Maïwenn
Drehbuch: Maïwenn, Etienne Comar
Kamera: Claire Mathon
Schnitt: Simon Jacquet
Musik: Stephen Warbeck
Verleih: STUDIOCANAL Deutschland
Darsteller: Vincent Cassel, Emmanuelle Bercot, Louis Garrel
FSK: 12
Kinostart: 24.03.2016

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