Magazin für unabhängiges Kino
Filmwecker
Filmnotiz

Neue Notiz

Mediterranea

Harte Realität im Land der Orangen

MEDITERRANEA erzählt die Geschichte von Ayiva und Abas, zwei jungen Männern aus Burkina Faso, die nach Italien auswandern. MEDITERRANEA erzählt von der Ankunft in Italien, den prekären Lebensbedingungen, dem Alltagsrassismus, den Überlebensstrategien und der ständigen Ambivalenz der Gefühle.

Mehr

MEDITERRANEA erzählt die Geschichte von Ayiva und Abas, zwei junge Männer aus Burkina Faso, die nach Italien auswandern. Ihre gefährliche Anreise führt sie über Algerien und Libyen, sie werden ausgeraubt, erleiden Schiffbruch und werden von der italienischen Küstenwache aufgelesen. In Italien kümmern sich Freunde und Verwandte, organisieren ihnen ein durchlässiges Zelt in einer Art Slum, einen Job auf einer Orangenplantage und erklären ihnen, wie es läuft: Ihr habt drei Monate Zeit, einen Arbeitsvertrag zu bekommen, dann erhaltet ihr ein Visum. Ein bisschen erinnert MEDITERRANEA an IN THIS WORLD von Michael Winterbottom, der 2002 semidokumentarisch den beschwerlichen Fluchtweg eines Jungen von Afghanistan nach England beschrieb. Hier ist die Reise allerdings nur der Anfang, vor allem geht es in MEDITERRANEA um die Ankunft in Italien, die prekären Lebensbedingungen, den Alltagsrassismus, die Überlebensstrategien, die ständige Ambivalenz der Gefühle. Während Ayiva mit seinem ruhigen, souveränen Blick die Realität taxiert, ackert und auch buckelt, ist Abas, der jüngere der beiden, entsetzt von dem, was er in Europa vorfindet. Besonders deutlich wird das bei einem Wohltätigkeitsessen, das eine ältere Dame gibt, die sich von den Flüchtlingen gerne „Mama Afrika“ nennen lässt. Mit gequälten Gesichtern spielen die Männer das zugleich entwürdigende und gut gemeinte Spiel mit. Was soll man auch tun, wenn man Hunger hat? Regisseur Jonas Carpignano bleibt stets dicht bei seinen Protagonisten, versteht sichtlich die Welt in der sie leben und aus der sie kommen. Tatsächlich ist Carpignano für seine Recherche in das Städtchen Rosarno gezogen, in dem 2010 die Gewalt gegen Flüchtlinge eskalierte, und hat dort seine Protagonisten und deren Situation kennen gelernt, bevor er gemeinsam mit ihnen zunächst den preisgekrönten Kurzfilm A CHJÀNA und nun mit MEDITERRANEA sein beeindruckendes Spielfilmdebüt gedreht hat.

Hendrike Bake

Details

Deutschland/ Frankreich/ USA/ Italien/ Katar 2015, 110 min
Genre: Drama
Regie: Jonas Carpignano
Drehbuch: Jonas Carpignano
Kamera: Wyatt Garfield
Schnitt: Nico Leunen, Alfonso Gonçalves, Sanabel Cherqaoui
Musik: Dan Romer, Benh Zeitlin
Verleih: DCM Film Distribution
Darsteller: Alassane Sy, Koudous Seihon, Annalisa Pagano, Aisha, Paolo Sciarretta
FSK: 12
Kinostart: 15.10.2015

Website
IMDB

Vorführungen

Keine Programmdaten vorhanden.

ALLE ANGABEN OHNE GEWÄHR.
Die Inhalte dieser Webseite dürfen nicht gehandelt oder weitergegeben werden. Jede Vervielfältigung, Veröffentlichung oder andere Nutzung dieser Inhalte ist verboten, soweit die INDIEKINO BERLIN UG (haftungsbeschränkt) nicht ausdrücklich schriftlich ihr Einverständnis erklärt hat.